Es zeigte sich ein allgemeines Interesse für Wissenschaft und
Bildung. Man sammelte eifrig Bücher; es gab in Bagdad z. B. über
hundert Buchhandlungen. Gelehrte Gesellschaften und Vereine er¬
örterten wissenschaftliche Fragen, junge Leute machten Studienreisen,
man sorgte für Unterricht auch der unteren Schichten, jedermann
tonnte lesen und schreiben, zahlreiche Schulen höheren und niederen
Grades verbreiteten diese und andere Kenntnisse. Man gründete
Bibliotheken, Universitäten; teils taten das Fürsten, teils reiche
Privatleute, ao stand die Allgemeinbildung auf hoher Stufe.
Nicht minder großartig war die gelehrte Bildung und Forschung.
Die Sprachforschung wurde mit großem Eifer betrieben; man
forschte im Koran und in alten Sprachdenkmälern.
Große Ausdehnung hatte die Geschichtsforschung und -schreibung,
die sich nicht nur auf die heimische Geschichte erstreckte, sondern auch
Weltgeschichte in beit Kreis ihrer Studien einbezog, andrerseits Ge-
schichte einzelner Sauber unb Stabte erforschte unb schrieb. Der größte
Meister islamitischer Geschichtschreibung ist Jbn Khalbun.
Rechtswissenschaft und Theologie bauten sich auf beut Grunbe
bes Koranstnbinms auf.
Frühzeitig haben besonbers bie Araber sich ber Geographie zu¬
gewandt. Zu diesem Zwecke machte man wie heute gelehrte For¬
schungsreisen. So erzählt der berühmte Makdisi von sich (985):
„Ich habe Suppe mit den Safts, Brei mit den Mönchen ttitd Schiffs-
kost mit den Matrosen gegessen. Ich ging mit den Einsiedlern des
Libanon um, und dann lebte ich wieder am fürstlichen Hofe. Kriege
habe ich mitgemacht, war Gefangener und wurde als Spion in den
Kerker geworfen. Mächtige Fürsten und Minister gaben mir Gehör,
dann schloß ich mich wieder einer Räuberbande an ober saß als Klein¬
händler auf dem Markte. Viel Ehren und Ansehen genoß ich, aber
ebenso mußte ich Schimpfworte hören und mich erniedrigen."
Auch nach dem Abendlande drangen diese Forscher vor. Wir
haben arabische Berichte aus der Zeit Ottos des Großen, die uns
von deutschen Städten, Mainz, Fnlda, Paderborn, Schleswig, inter¬
essante Nachrichten geben.
Ganz besonders haben die arabischen (Mehrten sich ausgezeichnet
in der Astronomie, zu der die in funkelnder Pracht heller als durch
die nordische feuchte Lust strahlende Sternenwelt anregte, und in
ber Grnnbwissenschast ber Astronomie, ber Mathematik. Berühmte
Sternwarten gab es zu Meraga in Persien, zu Kairo, ebenso in
Marokko unb Spanien.
In ber Mathematik erinnern noch heute bic Namen Algebra,
Logarithmus, Ziffer an bie Araber, bic auch bie von ben Jnbern