D. Veränderungen der Gesteinshülle durch äußere Kräfte.
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Tiesebene, zahlreicher noch am Rande des großen Grabenbruches, der durch den
Golf von Ägina, den Isthmus und den Golf von Korinth bezeichnet wird. Daß
die Unterlagen der Ostalpeu stark in der Umbildung begriffen sind, zeigt ein häufiges
Schüttern in dem ganzen Bogen von Wien bis Agram und Triest. Am meisten
werden von ihnen vulkanische Gebiete heimgesucht, wie die von Unteritalien; in
Island gehören sie fast zu deu wöchentlichen Erscheinungen; kein Land aber hat mehr
von ihnen zu leiden als Japan, wo man im Jahresdurchschnitt an 600 zählt. Das
sächsische Vogtland ist ein Gebiet mäßig ausgedehnter, aber ziemlich häufig einsetzen-
derseismischer Erschütterungen. Eins der vernichtendsten Beben wardas von Messina
1908, denn bei ihm gingen an 200 000 Menschen zugrunde. (Vgl. auch Bild 281.)
Von der Stärke dieser Erscheinungen hängt ihre Fortpslanzungsgeschwin-
digkeit ab. Es sind bis 12 km in der Sekunde ermittelt worden. Die Bewegung
ist unmittelbar über dem Herde, dem Zentrum, des Bebens eine stoßende, von unten
nach oben, nach dem Epizentrum, d. i. dem Mittelpunkt des Schüttergebietes aus
der Erdoberfläche, gerichtete und verwandelt sich dann, vom Epizentrum sich aus-
breitend, iu eine wellenförmige, wobei der Winkel, unter dem der Stoß die Erd-
kruste trifft, immer spitzer wird. Von der Stärke der Beweguug hängt ebenso die
Ausdehnung des Schüttergebietes ab. Bei dem Beben von Charleston 1886
übertraf sie die Flüche des Deutschen Reiches um das Vierfache.
Seebeben entstehen entweder durch Übertragen der Erschütterung vom
Land anss Wasser oder durch vulkanische Ausbrüche und Schichtenstörungen
am Meeresgrunde.
Bodenschwingungen. Von den Erdbeben zu unterscheiden sind häufig § 341.
austretende, manchmal tagelang anhaltende, außerordentlich schwache Boden-
bewegnngen, die sich den Sinneswahrnehmungen durchaus entziehen und nur
mit feinen Meßinstrumenten wahrgenommen werden können. Bekanntlich ge-
nügt das Vorbeifahren eines Lastwagens, eines Bahnzuges, um ein kleines
Beben der Erdrinde hervorzurufen. So ist es denn auch der menschliche
Verkehr, der einen Teil jener feinen Bodenschwingungen, von denen wir hier
sprechen, hervorruft. Nachts hören diese durch den Verkehr erzeugten Boden-
schwingnngen mehr oder weniger auf. Auch rasche Veränderungen des Luft-
drucks oder die Reibung des Windes längs des Bodens vermögen den Erd-
boden in Zitterbewegung zu versetzen. Diesen unregelmäßiger auftretenden
Bodenschwingungen gegenüber stehen periodische, sehr langsame Hebungen und
Senkungen des Bodens, die in der verschiedenen Erwärmung desselben am Tage
oder in der Sonnen-und Mondanziehung (körperliche Gezeiten) ihren Grund haben.
D. Veränderungen der Gesteinshülle durch äußere Kräfte.
Die Wirkung der Verwitterung. Schon bei den in § 341 genannten Boden- § :}42.
Schwingungen kam die erzengende Kraft von außen. Äußere Kräfte, die wir in
letzter Linie alle auf dieselbe Grundursache, nämlich die Erwärmung der
Erdoberfläche durch die Sonne, zurückführen müssen, sind es nun auch, die
den durch die inneren Kräfte geschaffenen, immerhin doch den Charakter einer
gewissen geometrischen Regelmäßigkeit tragenden Unebenheiten der Gesteins-
hülle ihr heutiges Aussehen gegeben haben, und die noch ständig an einer
weiteren Veränderung der Gesteinshülle arbeiten.