Full text: Der Uebergang zur Neuzeit (Teil 5)

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Grundbesitz, der sich in der „toten Hand" befand, für die Nation nutzbar 
gemacht. So war sein Werk ein nationales, und unter der noch eingehalte¬ 
nen katholischen Form strömte eine evangelische Bewegung, die England 
über kurz oder lang dem Protestantismus zuführen mutzte. 
2. Eduard VI. 1547—1553. 
Eduard war beim Tode seines Vaters erst 10 Jahre alt, und die 
Regentschaft führten für ihn der Erzbischof Cranmer und der Herzog 
von Somerset. Letzterer wurde zum Protektor erhoben und benutzte 
nun die Regierungsgewalt, um mit Cranmer zusammen der protestan¬ 
tischen Lehre in der englischen Kirche Eingang zu gewähren. Die von 
Heinrich erlassenen „sechs Artikel" wurden aufgehoben, die englische Bibel 
und ein von Cranmer verfaßter, dem Lutherischen nachgebildeter Kate¬ 
chismus eingeführt und ein allgemeines Ritual- und Gebetbuch (das 
noch heute gültige common prayer book) ausgearbeitet, das den liturgischen 
Teil des Gottesdienstes regelte. Der Zölibat wurde aufgehoben, die Messe 
abgeschafft und das Abendmahl unter beiderlei Gestalt an deren Stelle 
gesetzt. Später wurde ein Glaubensbekenntnis, die „42 Artikel", aus¬ 
gearbeitet, das mit Ausnahme der darin angenommenen calvinischen 
Abendmahlslehre ganz lutherischen Charakter trägt. Die bischöfliche 
(Episkopal-) Verfassung und einige Zeremonien wurden beibehalten. 
So entstand die Anglikanische oder bischöfliche Hochkirche. 
3. Maria Tudor. 1553—1558. 
Gegen diese Ergebnisse fand eine blutige Reaktion statt, als Eduard 
starb und Maria, die Tochter der spanischen Katharina, zur Regierung 
kam und mit ihrem strengkatholischen Wesen die protestantischen Neue¬ 
rungen als Teufelswerk bekämpfte. Zwar stellte man ihr Johanna Gray, 
die Großnichte Heinrichs VIII., entgegen, doch die Ehrfurcht vor der 
gesetzmäßigen Erbfolge siegte, Maria blieb anerkannt, da Heer und Flotte 
sich für sie erklärten. 
Nun ging Maria an die Rückführung des Katholizismus. Um hierzu 
eine Stütze zu haben, vermählte sie sich mit Philipp, dem Sohne Karls V. 
Es gelang ihr, vom Papst die Zusicherung zu erhalten, daß die eingezo¬ 
genen und an den Adel oergabten Klostergüter dem Adel verbleiben 
sollten; da beschloß das Parlament die Unterordnung 
unter Rom. Nun begann eine blutige Verfolgung der Protestanten, 
bei der auch Cranmer hingerichtet wurde; Scharen von Flüchtlingen 
zogen über das Meer nach Holland, Deutschland, Genf und der deutschen 
Schweiz. So siegte noch einmal der Katholizismus, doch Maria wurde 
ihres Sieges nicht froh; die Hoffnung, einen Thronerben zu bekommen, 
trog sie, und ihr Gemahl Philipp, der schon länger eine Abneigung gegen 
sie empfand, verließ endlich England. In Schwermut und Menschenhaß starb 
Maria, der man den Beinamen „die Blutige" oder „die Katholische" 
gegeben hat, im Jahre 1558.
	        
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