Full text: Der Uebergang zur Neuzeit (Teil 5)

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solchen Zuständen im Innern war seine Macht nach außen ebenso 
gering wie die Rußlands. 
Anders in Schweden, wo das kraftvolle, wenn auch strenge Regiment 
Karls IX. Ordnung schuf und vor allem die Macht der Krone gegen die 
Herrschergelüste des Adels stärkte. Das Wichtigste war, daß der Bürger¬ 
und Bauernstand nicht nur wirtschaftlich durch geeignete Maßnahmen 
gestärkt, sondern auch zur Mitbeteiligung an staatlicher Arbeit heran¬ 
gezogen wurde. Handel und Verkehr, Bergbau und Industrie blühten 
mächtig empor, alle Städte blühten auf, und neue wurden gegründet. 
Die Rechtspflege wurde verbessert, die Lehnsfolge neu geordnet, das 
Heerwesen und der Kriegsdienst neu organisiert. So blühte 
Schweden zu einem Staate auf, der auf dem Wege war, 
eine europäische Großmacht zu werden. 
Die Frage des Dominium maris ba'tici war noch nicht entschieden, doch 
von all den nordischen Mächten war Schweden die einzige, die die Anwartschaft 
aus diese Herrschaft beanspruchen konnte und dabei war, sich die Mittel zu schaffen, 
sie zu erringen. 
Die katholischen Reaktionsbestrebungen hatten wohl in Polen Erfolg gehabt, 
aber in Schweden waren sie gänzlich mißlungen; in diesem Lande war eine prote¬ 
stantische Macht entstanden, die, wenn es zum Kampf zwischen Katholizismus und 
Protestantismus kam, nicht zögern würde, sich auf die Seite der Glaubensverwandten 
zu stellen. 
Vergleich zwischen England, Polen, Schweden. 
In allen dreien wirkt das Volk mit an der Regierung. 
England. 
Volk — vertreten durch Oberhaus (hoher Adel), Unterhaus (niederer Adel, Bürger). 
Polen. 
Volk — Adel (Bürger und Bauern bleiben unberücksichtigt). 
Schweden. 
Volk = vertreten im Reichstag (Bürger und Bauern). Adel hat sich selbst ausge- 
schaltet. 
I. Ergebnisse der Reformation. 
1. kirchliche: 
a) Es bestanden zwei Kirchen, die sich in feindseliger Spannung gegenüber¬ 
standen. 
b) Die germanischen Reiche gehörten dem evangelischen, die romanischen 
Reiche dem katholischen Bekenntnis an. 
c) Das Papsttum war erschüttert, doch nicht vernichtet. 
2. politische: 
In Deutschland, 
a) Vollendung der territorialen Landeshoheit. 
b) Schwächung der Zentralgewalt. 
c) Bedrohung der Reichsverfassung und der Reichseinrichtungen. 
d) Das staatliche Leben hat sich in die Einzelstaaten zurückgezogen. 
e) Trotz des numerischen Übergewichts der Evangelischen haben die Katho¬ 
lischen die Oberhand in den Reichseinrichtungen. 
In Europa, 
a) Deutschland ohnmächtig, bedroht von den Türken; vermag das Deutschtum 
in den baltischen Provinzen nicht zu schützen. 
b) Spanien hat die Vormacht in Europa; es herrscht in Südeuropa und 
bedroht die Selbständigkeit Frankreichs, Englands, Nordeuropas.
	        
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