lehnt. Dieser erwarb hierzu die zum Reiche gehörige Freigrafschafl
(Franche Comte) und an der Nordsee die Grafschaften Artois und Flandern.
Unter den folgenden Herzögen kam hinzu Hennegau, Brabant, Seeland
und Holland. Das Reich war aus französischen und deutschen Lehen
gemischt, doch Hielten sich seine Herzöge mehr zu Frankreich als zu Deutsch,
land und strebten danach, die Oberhoheit des Reichs ganz abzuschütteln.
Endlich faßte der Herzog Karl der Kühne den Plan, sein Herzogtum
zu einem selbständigen Staat zu machen, es zum Königreiche zu erheben
und so die alte Monarchie Lothars, des Sohnes Ludwigs des Frommen,
wiederherzustellen.
In dem Kampfe zwischen England und Frankreich stand Burgund auf
der Seite Englands, und die geschwächte Reichsgewalt konnte das Reichs¬
gebiet noch weniger gegen Burgund als gegen Frankreich verteidigen, da
jenen allenthalben die Tore zum Eindringen in Deutschland offenstanden.
3. Polen.
Im Jahre 1024 hatte der Piast Boleslaw Ehrobry die deutsche
Oberlehnsherrlichkeit über Polen abgeschüttelt. Unter Kasimir I., dem
Großen, dem letzten der Piasten, ward ein Gesetzbuch geschaffen, in Krakau
ein oberster Gerichtshof eingerichtet und 1364 dortselbst eine Universität
begründet. So wurde auch Polen der Zivilisation entgegengeführt.
Kasimir war der letzte der Piasten. Von nun an erhielt der Adel (die
Schlachta, Schlachtizen) größere Macht, seine Zustimmung mutzten die
Könige vor ihrer Krönung einholen, so schon Kasimirs Schwestersohn,
König Ludwig der Trotze von Ungarn, der die Zustimmung des
Adels zu ferner Krönung mit der Befreiung der adligen Güter von allen M-
gaben erkaufte. 1386 folgte auf ihn (nach einem 40jährigen Zwischenreich)
der Verlobte seiner Tochter Hedwig, JagteIIo, der bei seiner Taufe
und Krönung den Namen Wladislaw II. annahm. Er war es, der
den deutschen Orden besiegte und dadurch die Macht Polens weiter
ausbreitete und befestigte. Besonders wuchs die Macht Polens durch
die Erwerbung des städtereichen Westpreutzens im zweiten Frieden
von Thorn 1466.
Doch das polnische Reich krankte an seinen Zuständen: der Adel
erlangte immer größere Macht, unter den Bauern griff die härteste Leib¬
eigenschaft immer weiter um sich, und städtisches Wesen gedieh nur da,
wo die deutsche Einwanderung eine größere Ausdehnung erlangte,
wie in Krakau. Der Handel lag in den Händen der zahlreichen Juden.
4. Ungarn.
Durch König Stephan den Heiligen (aus dem Hause Arpad),
der vom Papst die Königskrone empfing (im Jahre 1000), ward Ungarn
dem Christentum gewonnen. Stephan teilte das Land nach deutschem
Muster in Gespanschaften (— Grafschaften) ein; die Obergespane ver¬
sahen das Kriegswesen, die Finanzen und die Verwaltung. Auch nach
Ungarn wanderten zahlreiche Deutsche ein, besonders nach Siebenbürgen
(die „Sachsen" genannt, weil sie zum großen Teil aus dem ehemaligen