Full text: Der Uebergang zur Neuzeit (Teil 5)

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Herzogtum Sachsen kamen). Sie haben das durch Kriege entvölkerte 
Land der Kultur gewonnen, während die kriegerischen Magyaren jeder 
harten Arbeit abhold waren und sind. 
Auch hier wie in Polen errang der Adel große Macht, 1222 erzwang 
er von König Andreas II. die „goldene Bulle", eine Art ungarischer 
Magna Charta, die dem Adel gegen die einzige Kriegsdienstpflicht Steuer¬ 
freiheit gewährte. 
Später traten Adel und Geistlichkeit zu einem Reichstag zusammen, 
der sogar Recht über Krieg und Frieden gewann. Seit 1241 wurden 
Infolge der mongolischen Verwüstungen wieder zahlreiche deutsche Kolo¬ 
nisten ins Land gezogen. 
1301 starb das Haus Arpad aus, und nun Herrschte lange Zeit dort 
das Haus Anjou, das von Neapel herübergekommen war. Zu ihm gehörte 
Ludwig der Große, der auch König von Polen ward. Auf diesen 
folgte sein Schwiegersohn, Kaiser Siegmund, der besonders von den 
Türken bedrängt wurde. Nach seinem Tode wählte man seinen Schwieger¬ 
sohn Albrecht II. von Oesterreich, und als dieser 1439 starb, Wladislaw III. 
von Polen; doch dieser fiel in der Schlacht von Varna 1444 gegen die 
Türken. Nun wurde für Albrechts jungen Sohn Ladislaus (Posthumus 
= der Nachgeborene) als Regent der tapfere Türkenbesieger Johann 
Huny adi eingesetzt, und als Ladislaus 1457 plötzlich starb, erhoben die 
Magnaten den Sohn Johanns, Matthias Corvinus zum Könige. 
So war in Ungarn ein nationales Königtum entstanden. 
5. Böhmen. 
Auch in Böhmen wurde ein nationales Königtum geschaffen. Hier war 
für Ladislaus Posthumus als Regent der Huffit Georg Podiebrad 
eingesetzt, und als Ladislaus starb, erklärten die Tschechen, daß sie „einen 
Tschechen und keinen andern zum Könige wollten". Obwohl sich mehrere, 
unter ihnen die Hohenzollern Friedrich von Brandenburg und sein Bruder 
Albrecht, ferner Ludwig von Bayern um die Krone bewarben, setzte 
Pobiebrab seine Wahl burch, inbem er bie katholische Partei im fianbe 
unb ben Papst burch bas Versprechen gewann, bie Ketzerei abzuschwören 
unb zu unterbrücken. Er hat bieses Versprechen burchzuführen gesucht, 
aber ohne Erfolg, im Gegenteil, er schuf sich baburch Feinbe im eigenen 
Lanbe unb erschien boch bett Katholiken unb betn Papst oerbachtig. 
Sein Streben ging noch höher, er wollte Römischer König werben 
unb war baher sogar geneigt, betn Papst bas Recht ber Besetzung bes 
beutfchen Thrones zuzugestehen, aber bie Utraquisten in feinem eigenen 
Lanbe vereitelten sein Streben nach ber beutfchen Königskrone. 
Umschau. 
1. Nicht nur Frankreich und England, sondern auch die nordischen Reiche, 
die Schweiz, Burgund, Polen, Böhmen und Ungarn standen dem 
Reiche selbständig und meist feindlich gegenüber. 
2. Nicht nur deutsches Gebiet zu erlangen war ihr Streben, sondern sie 
suchten sogar Deutschland das Kaisertum zu entwinden. 
Bar, Deutsche Geschichte. V. z
	        
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