Full text: Der Uebergang zur Neuzeit (Teil 5)

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zum Führer wählt durch das Inferno und nicht in der Sprache der Kirche, 
sondern italienisch dichtete. Aber als der erste wirkliche Humanist ist der 
Zweite große italienische Dichter jener Zeit, Petrarca, anzusehen. Er 
begeistert sich einerseits an der Schönheit der klassischen Dichtung, 
andererseits an der Schönheit der Natur (er ist der erste gewesen, der einen 
Alpengipfel, den Ventour, bestieg, und die Schönheit der Bergwelt genoß) 
und forderte als das Recht seiner freien Persönlichkeit, sich zu lösen von 
den Fesseln der Scholastik und der Kirche und sich aneignen zu dürfen alles, 
was ihm edel, schön und gut erscheine. Er sammelte Münzen, Handschriften 
von Klassikern und verehrte sie als Ueberbleibsel der Antike, wie er auch die 
Baudenkmäler der klassischen Zeit mit bewunderndem Auge betrachtete. 
Sein Schüler war Boccaccio, der von ihm die Liebe fürs klassische 
Altertum erbte. Sein Dekamerone ist im tuskischen Dialekt geschrieben, 
doch er erwartete seinen Nachruhm von seinen lateinischen Dichtungen, 
und seine Bewunderung galt dem Altertum. 
Diese drei großen Humanisten hatten zu ihrem großen Schmerze 
nicht die Möglichkeit gehabt, die griechische Sprache zu erlernen, aber 
um 1400 kam der Grieche Chrysoloras als Lehrer des Griechischen 
nach Florenz, und von nun an wurde das Studium der griechischen 
Sprache eifrig betrieben. 
Daneben forschte man fleißig nach alten Handschriften, und ganz 
besonders in deutschen Klöstern machte man in dieser Hinsicht bedeutende 
Entdeckungen. Poggio Bracciolini, Aurispa und Filelf o waren 
eifrige Sammler. Bald fand auch der Humanismus hohe Gönner, so vor allem 
in den Stadtrepubliken und Stadlherzogtümern, wie in Florenz, wo die 
Medici seine begeisterten Anhänger waren, mit reichen Summen die Huma¬ 
nisten bedachten und vor allem die neuerstehende, an der Antike als Vorbild 
sich aufrichtende Kunst verschwenderisch unterstützten. Cosimo und später 
Lorenzo Medici in Florenz waren hervorragende Gönner der Hu¬ 
manisten, und außer den genannten Humanisten waren Künstler wie 
Lionardo da Vinci, Michel Angelo und später Raffael Schütz¬ 
linge dieser und anderer fürstlichen Mäzene. Bis auf den päpstlichen 
Stuhl schwang sich der Humanismus, denn Papst Nikolaus V. (Tom- 
maso Parentucelli) und später Pius II. (Aenea Sylvio Piccolomini) 
waren begeisterte Humanisten und Begünstiger der Bewegung. 
Doch der italienische Humanismus artete bald nach zwei Seiten hin 
aus: einmal trieb der Kampf gegen die Fesseln der Kirche und ferner die 
Beschäftigung mit der heidnischen Kultur und ihren Idealen die italienischen 
Humanisten zunächst zur Kirchenfeindlichkeit, die bald sogar in Religions¬ 
feindlichkeit, mindestens in Gleichgültigkeit oder spöttische Ueberlegenheit 
gegenüber der Religion überging und zugleich eine tiefgehende sittliche 
Entartung, ein schrankenloses Hingeben an sinnliche Genüsse einerseits, 
ein rücksichtsloses Auslebenwollen aller Triebe und Gelüste, besonders der 
Herrschertriebe und Machtgelüste, erzeugte, die solche Gewaltnaturen wie 
den schrecklichen Cesare Borgia erstehen ließen, und zweitens verflachte 
der Humanismus in der Weise, daß nicht gründliches Studium der Schriften 
der lateinischen und griechischen Klassiker zum Zweck des Verstehens und
	        
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