126 Mittelalter.
selb mit reichem bäuerischen Schmucke, in ber Mitte ber Stirnseite oft
ein schöngebildetes Rabfenster. Selten zeigen sich, wohl burch bie Kreuz-
züge nach bem Norben gebracht, an Schloßbauten romanischer Art
Anklänge an bie Bauweise bes Morgenlanbes im Gebrauch bes Hufeisen- und
Zackenbogens. Das Gesamtgepräge ber romanischen Baukunst ist ungemein
ernst, feierlich, gebiegen, was bei beit späteren Werken berselben eine reiche
unb glänzenbe Glieberung nicht ausschließt. Im übrigen zeigen nicht bloß
bie romanischen Bauwerke ber oerfchiebenen Sauber eine ausgeprägte
Eigentümlichkeit, fonbent auch diejenigen besselben Lanbes eine große
Mannigfaltigkeit im Grunbriß wie in bett Bauteilen.
Mit fortschreitend Entwickelung faitb bie romanische Baukunst eine
stets reichere, glänzenbere Ausbildung. Es entsteht ber sogenannte Über-
gangsstil, bessert Herrschaft ungefähr von 1200—1230 zu fetzen ist. Der
Spitzbogen wirb unter ben Runbbogen gemischt, zunächst bctbitrch, baß
bei engerer Säulenstellung bie gleiche Höhe ber Wölbung erzielt werden
mußte, besonders bei Arkaden und Gewölben, später erst bei Portalen
und Fenstern; auch erscheint häufig der Kleeblattbogeu, eine schöne und
maßvolle Form des Zackenbogens. Die bandförmigen Gurte der Wöl¬
bungen erhalten burch bie in ber Mitte zu beiben Seiten vorgelegten Ruud-
stäbe eine lebenbige Glieberung, welcher eine gleichartige reichere Gliebe¬
rung ber tragenben Pfeiler burch vorgelegte unb Ecksäulen entspricht.
Die Kanten ber Gewölbe werben mit kreuzweise sich durchschneidenden
Rippen ausgestattet, wodurch das Gewölbe mannigfaltiger und zugleich
tragfähiger wird. Die bisher gedrungenen Säulen der Pfeiler und Por¬
tale werden schlank, aber zu kräftigerer Zusammenfassung etwa in halber
Höhe, durch einen aus Wülsten und Hohlkehlen gebildeten Ring umschlossen.
Die Hinneigung zu spitzbogigem Abschluß zeigt sich darin, daß bei drei
gekuppelten Fenstern das mittlere höher gebilbet unb sie gemeinsam runb-
ober spitzbogig umrahmt werben; baneben treten allerlei willkürliche
Fettstersormen, Kleeblatt- ober Fächerfenster auf. Die Portale werden
nicht bloß halbkreisförmig, sondern auch in Kleeblattform oder im Spitz¬
bogen abgeschlossen; babei erscheint zur Zierbe ber Giebel häufig eine treppen¬
artig aussteigenbe Säulenstellung mit Runbbogenarkaden. Außerdem
werden alle Zierglieder leichter und mannigfaltiger gebildet, nicht selten
mit höchst willkürlichen Formen ans dem Pflanzen- und Tierleben, sogar
Menschengestalten. In allem zeigt der Übergangsstil eine stets mehr
ausgesprochene Hinneigung zur gotischen Bauweise. Manche Länder, wie
Frankreich und England, gehen früh und zugleich rasch von der roma¬
nischen zur gotischen Bauweise über; später unb langsamer Deutschland,
zunächst das Rheinland, dagegen Westfalen und Mitteldeutschland erst zu
einer Zeit, als anderwärts bereits die gotische Bauweise herrschte.
Die deutschen romanischen Bauwerke lassen sich nach mehreren Zeit-