Full text: Das Mittelalter (Bd. 2)

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hoffte, 300,000 Mann der auserlesensten Truppen zurückge¬ 
lassen hatte. Die übrigen Schaaren wurden aber von 
Hunger und Krankheiten so aufgerieben, daß nur ein kleiner 
Theil den Hellespont erreichte, um nach Asien übergesetzt zu 
werden. Da der Vorschlag des Themistokles, den Terxes zu 
verfolgen und die Brücken zu zerstören, nicht durchging, so 
beschloß Themistokles, um sich für künftige Zeiten beim 
Ferxes eine Zuflucht zu sichern, dessen Rettung als sein Werk 
darzustellen, und sandteeinen Boten an ihn mit den Worten: 
„Mich sendet Themistokles, der Oberste der Athener, dir zu 
sagen, daß er, um dir einen Dienst zu leisten, die Griechen 
abgehalten hat, deine Flotte zu verfolgen und die Brücken 
über den Hellespont zu zerstören. Jetzt kannst du in aller 
Ruhe deinen Rückweg nehmen." 
Nach der Schlacht wählten die Griechen zum Danke für 
die Götter die Erstlinge der unermeßlichen Beute aus, dar¬ 
unter waren drei Phönicische Dreiruderer. Nach Delphi aber 
schickten sie als Weihegeschenk ein zwölf Ellen hohes Stand¬ 
bild, das einen Schiffsschnabel in der Hand hielt. Ueber den 
Preis der Tapferkeit entstand Uneinigkeit unter den einzelnen 
Feldherren: den ersten Preis erkannte sich jeder selbst zu, den 
zweiten aber ertheilten alle einstimmig dem Themistokles. 
Die Spartaner ertheilten ihrem Feldherrn Eurybiades den 
Preis der Tapferkeit, dem Themistokles den der Weisheit zu, 
beiden ertheilten sie einen Kranz von Oelzweigen. Als Themi¬ 
stokles jedoch nach Sparta reiste, beschenkten sie ihn mit einem 
Wagen, und dreihundert Jünglinge geleiteten ihn bis an die 
Grenze, eine Ehre, die sie keinem Andern erwiesen haben. 
Die größte Ehre erntete Themistokles auf den Olympischen 
Spielen; als er sich hier dem Volke zeigte, waren aller Augen 
aus ihn gerichtet, Einer Zeigte ihn dem Andern, und lauter 
Beifall erscholl ihm von den Anwesenden, die seinetwegen die 
Kämpfer vergaßen, entgegen. Da gestand Themistokles selbst 
seinen Freunden, daß er jetzt den Lohn alles dessen ernte, 
was er mit so vielen Anstrengungen für Griechenland ge¬ 
wirkt habe.
	        
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