Full text: Das Mittelalter (Bd. 2)

Raumer: Konradins Niederlage und Tod. 179 
Lombarden und einigen Römern; die zweite aus Franzosen; die dritte 
bildeten achthundert auserwählte Ritter. Jene erste Schar der Proveu- 
galeit sollte mehr in der Ebene, gegen Salto hm, wirken, die zweite 
anfangs die Abhänge des Lagerhügels decken und dann Beistand leisten, 
wo er am nötigsten erscheine; von der letzten Schar endlich sollte die Ent¬ 
scheidung kommen. Zu dem Zwecke stellte sie Valery heimlich in einem 
Engthale am Fuße eines Berges auf, so daß man sie von keiner Seite sehen 
konnte. Der König, welcher mit Valery diese Schar befehligte, erlaubte, 
um in der Schlacht nicht vermißt zu werden, vielleicht auch um sich per¬ 
sönlich zu sichern, daß der Marschall Heinrich von Consance, welcher ihm 
an Gestalt und Haltung ähnlich war, die königlichen Waffen und Ab¬ 
zeichen anlege. 
Hierauf eilte die erste Schar der Provengalen in die Ebene hinab 
und hoffte den Übergang ihrer Feinde über den Salto zu verhindern, 
oder die etwa Herübergekommenen vereinzelt zu besiegen: aber beides 
mißlang nicht allein, sondern sie sahen sich von den Spaniern und Lom¬ 
barden so gewaltsam angegriffen, daß sie sich in der größten Unordnung 
auf die Flucht begaben und auf dem Wege gen Aquila rastlos verfolgt 
wurden. — In dem Augenblicke, wo das Gefecht diese übele Wendung 
nahm, rückte die zweite französische Schar unter Heinrich von Cousauce 
zur Hilfe vorwärts, ward aber sogleich von Konradin und den Deutschen 
dergestalt empfangen, daß sie nach kurzem Widerstände und nach dem 
Tode ihres Führers in nicht geringerer Verwirrung als die Schar der 
Provengalen entfloh. 
König Karl, welcher schon bei jenem ersten Unfalle aus seinem Hinter¬ 
halte hervorbrechen wollte, geriet bei diesem verdoppelten Unglücke so außer 
sich, daß er vor Schmerz und Zorn weinte und es thöricht und schänd¬ 
lich zugleich uauute, auch nur einen Augenblick länger der Vernichtung 
seines Heeres unthätig zuzusehen. Aber Valery hielt ihn fast mit Ge¬ 
walt zurück und sprach: „Was willst du mit dieser geringen Schar aus¬ 
richten gegen die Überzahl tapfrer und durch ihren Sieg doppelt ermutigter 
Deutscher? Bleib, bis sie sich, keinen Feind mehr erwartend, nach ihrer 
Weise der Ruhe und dem Plündern ergeben; dann wollen wir sie über¬ 
fallen und vernichten." — Ungern ließ sich der König beruhigen, denn 
in der That, wenn die Deutschen irgend eine Ahnung von jenem Hinter¬ 
halte hatten oder Nachricht davon erhielten, so wurde der Rat Valerys die 
notwendige Ursache eines unausweichbar vollständigen Unterganges. — 
Leider aber gewann er sein kühnes Spiel: denn Konradin und die Seinen 
lebten der festen Überzeugung, nicht allein die Feinde seien besiegt, sondern 
auch in dem Marschall von Consance der König getötet. Sie überließen 
sich rücksichtslos ihrer Freude, sammelten und verteilten ihre Beute, ent¬ 
waffneten sich zur Erholung von den schweren Anstrengungen dieses langen 
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