Entwicklung der spartanischen Führung und die Anfänge Athens.
Nr. 4.
Krissaxo oDelphi
Kirrha x
Eretria
Theben
Plataeae
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Laconica und Messenia.
Die peloponnesischen Bundes¬
genossen.
Die sich zurückhaltenden Argiver
und Achäer.
Entwicklung der spartanischen Führung.
A. Land und Leute in Laconien. Laconica, 87 □ Meilen grofs,
liegt in der fruchtbaren Eurotasebene, die von Parnon und
Taygetos eingefafst ist. Mitten in dieser-Ebene, etwa da,
wo beide Bergketten am höchsten sich erheben, lag Amyclae,
die alte Achäerstadt, vor welche von Norden her die Dorier
zogen. In ihrer lagerartigen Stadt Sparta, der Mauern
und Burg fehlten, warteten sie vielleicht 10Ö Jahre, bis
Amyclae sich ihnen ergab. Die alten Achäer unterwarfen
sich nun freiwillig (Periöken) oder gezwungen (Heloten)
oder wanderten aus (nach Achaia).
B. Das durch die Verschiedenartigkeit der Bevölkerung
(Dorier und Achäer) und den Dualismus des Königtums
(Eurystheniden und Prokliden) zerrissene Volk erhält
880 durch Lykurg eine Verfassung, die demselben Be¬
ständigkeit nnd kriegerische Macht verlieh und
schliefslieh die Führung in dem Peloponnese ein¬
brachte.
1. Die Bevölkerung Laconicas bestand aus
al Spartanern (6000Höfe,spät.9000) \
b) Periöken (30000 „ ) > ’
c) Heloten oder Sklaven (des Staates, nicht der
einzelnen).
2. Die Verwaltung wurde besorgt
a) durch 2 Könige (hauptsächlich Oberfeldherrn);
b) durch 28 mindestens 60 jährige, lebenslängliche
Gerontca:
Ihre Aufgabe: a) Vorbeschlüsse für die Volks¬
versammlung ;
b) Peinliche Gerichtsbarkeit;
c) durch die Volksversammlung, zu der alle, min¬
destens 30 jähr. Spartaner Zutritt hatten. Öffent¬
liche $esprechung und selbständige Vorschläge
waren i** derselben nicht gestattet.
Die e*gentliehe Verwaltung hatte demnach die
Gerusia- Die Überwachung des ganzen Staats¬
wesens geschah durch die 5 jährlich wechseln¬
den Epkoren.
3. Die Erziehung und das Leben waren auf Abhärtung
und Bedürfnislosigkeit gerichtet; ferner auf Kräf¬
tigung deö Körpers und Übung in den Waffen;
dem Feinde gegenüber war Tapferkeit der schönste
Schmuck, überall aber hatte der einzelne sich den
Zwecken des Staates unterzuordnen.
Diese Sammlut»g aller Kräfte ermöglichte die Unter¬
werfung Messeniens in zwei Kriegen (743—724 und
642—624), in denen die Messenier stufenweise ihr Land
(Ithome und Ira) und ihre Freiheit einbüfsten (erst
Periöken, da*1*» Heloten). Seitdem ununterbrochenes
Wachstum SP^tas.
520 Kynurien de*1 Argivern abgewonnen; auch Cythera
schliefst sich a*».
Schon länger folgten den Spartanern freiwillig
777 die Eleer, mit denen sie die Olympischen Spiele
leiteten.
600 Dazu kamen die Tegeaten (und ihnen sich anschliefsend
die anderen Arkader), denen die Ehre zufiel, den linken
Flügel in der Schlacht zu bilden.
Die Korinther, die ebenso wie die Megarenser und
Ägineten gegen die benachbarte Seemacht Athen einen
Rückhalt suchten, wurden selbstverständlich auch die
Verbündeten des stammverwandten Spartas.
Ablehnend verhielten sich nur die auf den Empor¬
kömmling Sparta eifersüchtigen Argiver und die von
ihm verdrängten Achäer.
C. Sparta hat fase alle Peloponnesier geeinigt und zu grofsen
kriegerischen Leistungen befähigt. Für den Widerstand
gegen die Perser ist dies von entscheidender Bedeutung,
Athens Entwicklung.
A. Inzwischen hatte sich in Attica eine jonische Macht, Athen,
ebenfalls Geltung verschafft. Dem beweglicheren Charakter
dieses Stammes entsprechend und begünstigt durch das
ringsumgebende, anregende Meer, hatte Athen in dem
kleinen, aber wechselvoll gegliederten Ländchen (45 QM.)
sich schnell entwickelt und ebenso rasch die verschiedenen
Verfassungsformen: Königtum, Aristokratie, Tyrannis und
Demokratie durchlebt; die letztere wurde schliefslieh zur
vollsten Entfaltung gebracht.
B. 1066 Kodrus f. — Das Königtum wird beseitigt und lebens¬
längliche Archonten eingesetzt, doch wird deren Macht
durch Beigabe von Polemarchen und Verwaltungs¬
beamten immer mehr eingeschränkt.
752 Archonten für 10 Jahre.
713 Die Archonten sind nicht mehr allein aus den Neliden
(Königsgeschlecht), sondern aus allen Eupatriden
(Adligen) wählbar.
683 9 Archonten auf 1 Jahr. (Eponymus: Familienwesen;
Basileus: Kultus; Polemarchos: Äufseres, auch Krieg.
Dazu die Thesmotheten für Rechtsentscheidungen.)
640 Kylon macht als erster den Versuch, die unbeliebte
Aristokratie zu stürzen. — Seine Anhänger werden
auf der Burg durch die Alkmäoniden ermordet; er
persönlich entkommt.
620 Drakon giebt die blutgeschriebenen Gesetze.
594 Solon, bewährt durch kriegerische Erfolge bei Salamis,
Krissa und Kirrha und durch die Entsühnung der
Stadt (Epimenides), giebt eine Verfassung und zwar
auf timokratischer Grundlage:
a) Vorbereitende Mafsregel: Die Schuldabschüttelung.
b) Die Verfassung.
Die bei dieser Verfassung zu berücksichtigende
Einwohnerschaft Atticas bestand aus:
I. Bürgern (später 150 000), eingeteilt nach dem Ertrage
des Grundbesitzes in
1. die 500 Seheffler. (Nur sie haben Zutritt zu allen
Ämtern, auch zu denen der Archonten und des
Areopags, andernteils haben auch sie allein die
Lasten der Liturgieen. [Trierarchie, Choregie, Gym-
nasiarchie.])
2. die Ritter (300 Sch. Ertrag) \ T. ,
_ r, Q > Zutritt zum Rat,
3. „ Zeugiten (150 „ „ ) i
4. „ Theten,
Das aktive Recht zu wählen und überhaupt in der
Volksversammlung mitzusprechen hatten die Bürger aller
4 Klassen nach vollendetem 20. Jahre. Erledigt wurden
in derselben Beamtenwahl, Gesetze und Verträge. —
Öffentliche Besprechung und Vorschläge gestattet. Die
Vorbesehlüsse wurden vom Rat gefafst. Dem Areopag
stand den Beschlüssen der Volksversammlung gegenüber
ein veto zu. Aufserdem hatte dieser die Überwachung
der Sitten und des Staatsschatzes.
II. Metöken. (50 000?) Ausländer zum Handel berechtigt,
zu Abgaben verpflichtet.
III. Sklaven (später 450 000). Eigentum der einzelnen. Zahl¬
reich, aber milde behandelt.
Eigentümliche Bestimmungen: Nötigung der Eltern,
den Kindern eine Erziehung zu gewähren. — Pflicht
der Bürger, in unruhigen Zeiten Partei für die Erhaltung
der Ordnung zu ergreifen. Trotzdem entstand für kurze
Zeit unter dem Gegensatz der 3 Parteien: Pedieer
- (reiche Grundbesitzer), Paraler (handeltreibende Küsten¬
bewohner) und Diakrier (arme Hirten und Winzer) die
Tyrannis:
560/527 Pisistratus (seit 538 ununterbrochen) Herr des
Landes; er förderte die Landeskultur, den Handel,
die Künste und die Wissenschaften.
527/510 Ilippias und Hipparch. (Dieser 514 ermordet.)
Das glänzende Regiment (Simonides von Ceos und
Anakreon von Teos) artete zuletzt in Härte aus. —
Hippias mit spartanischer Hülfe vertrieben. Be¬
gründung der Demokratie durch
510 Klisthenes:
1. Ostracismus zur Verhinderung der Tyrannis.
2. Die 4 nach geschichtlichem Herkommen be¬
stehenden Phylen in 10 neue, auch geographisch
zerrissene Phylen eingeteilt. (Vergl. die neue
Einteilung Frankreichs 1790.)
3. Rat von 400 auf 500 Glieder gebracht. Wahl der
Beamten durchs Los. Prüfung vorher, Rechen¬
schaft nachher.
4. Volksgericht (Heliäa). — Zehn Strategen.
C. Die unter Isagoras gemachten Versuche, mit Hülfe
des Kleomenes von Sparta die freiheitliche Entwicklung
rückgängig zu machen, hat die umgekehrte Wirkung.
Die Verfassung befestigt sich noch mehr und auch
nach aufsen hat Athen Erfolge gegen Euboea (lelan-
tischer Acker kolonisiert), Ägina (Athens Seewesen
entwickelt) und mit Hülfe von Korinth sogar gegen
Sparta bei Eleusis. Auch das Hinüberziehen Plataeaes
in das attische Interesse ist bedeutsam und folgenreich.
zu Athen gehörig.
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