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A. Eufsland war unter Peter d. Gr. (1689/1725) in die westeuropäische Kultur ein¬
getreten und hatte schon unter Katharina II. (1762/96) im östlichen Europa eine
gebietende Stellung errungen. Ebenso war seine äufsere Machtentfaltung auf
Kosten schwächerer Nachbarn im Westen und Süden bereits im selben Jahrhundert
eine ununterbrochene gewesen, (Schweden 1721, 174B. — Polen 1772, 1793 1795. —
Türkei 1739, 1774, 1783, 1792.) Diese Politik st©t©r Ausdehnung d©s B©sitzö8 und
des Einflusses wird im 19. Jahrhundert weiter fortgesetzt.
B. a) Die Entwicklung nach aufsen: Dieselbe ist unaufhaltsam und ein Stehenbleiben
anscheinend unmöglich. Erworben werden:
1804 Mingrelien, Imeretien und Georgien (1801);
1809 der Rest Finnlands, das dem starrsinnigen Gustav IV. von Schweden ab¬
genommen ;
1812 Bessarabien bis zum Pruth (Bukarester Frieden);
1815 von Preufsen abgetretene Teile Polens; das zum Königreich erhobene
„Kongrefspolen“ erhält versuchsweise eine Verfassung und eine eigene
Armee, verliert aber beides 1831 bezw. 1863 vollständig wieder;
1828 Eriwan von den Persern;
1829 Achalzik, Poti und Suchumkale, dazu die bestrittenen Ansprüche der
Türken an das Tscherkessenland, also der ganze Rest der Ostküste des
Schwarzen Meeres;
1858 das Amurgebiet von China, später um die Küstenprovinz erweitert;
1859 das dem Schamyl endgültig abgenommene Tscherkessenland;
1864 das Land der Stämme rechts vom unteren Sir Darja;
1865 Taschkent, ebenso
1868 das Gebiet der Stämme links vom unteren Sir Darja;
1873 das rechte untere Amu-Ufer von Ghiwa; der Rest wird von Rufsland
abhängig;
1876 Khokand, von Kaufmann erobert. Die Unterwerfung des einen Stammes
zwingt vielfach zur Unterwerfung des ändern; natürlich helfen den Russen
dabei die gegenseitigen Feindschaften. Aber auch sonst wächst Rufsland
südwärts ununterbrochen weiter.
1878 Das 1856 aufgegebene Donauufer zurückgewonnen; dazu die Festung Kars
und der wertvolle Hafen Batum.
1881 Skobeleff unterwirft die Tekko-Turkmenen und nähert Rufsland der Stadt
Merw und — Indien.
1884 Merw besetzt.
1885 Die Grenze fast bis Herat vorgeschoben.
1895 Am obern Amu die Grenze Pamirs erreicht. — Die fast unmittelbare Nachbar¬
schaft veranlafst endlich auch die Engländer, nicht blofs in Afghanistan
die Verteidigung zu sichern, sondern auch ihrerseits vorzugehen und sich
in Tschitral energisch festzusetzen.
1898 Niutschwang und etwas später Port Arthur besetzt. Eisenbahnen, durch
russisches Militär geschützt, werden (mit Anschlufs nach Peking) durch die
Mandschurei nach deren eisfreien Häfen gebaut. Rufsland wagt das Vor¬
dringen in das Interessengebiet Japans.-Englisch-japanisches Bündnis 1902!
1904/5 Die Stellung in der südlichen Mandschurei und in Korea wieder ver¬
loren. Jetzt endlich hat Rufsland in Japan einen Nachbarn erhalten, der
auch angriffsweise vorgeht und Rufsland gewachsen ist.
b) Im Innern hat der volksfreundliche Alexander I. (1801/25) wirtschaftliche Ver¬
besserungen eingeführt und höhere Schulen und Universitäten eingerichtet,
diese Bestrebungen aber einer altrussischen, bildungsfeindlichen Richtung
gegenüber einschränken müssen. (Zensur.)
Nikolaus I. (1825/55) schlägt zunächst eine furchtbare, auf republikanische
Ziele gerichtete Militärerhebung nieder und bekämpft dann als streng mili¬
tärischer und unbeschränkter Herrscher alle staatsumwälzenden Bestrebungen
daheim und im Ausland. (Villagos 49, Warschau 50, Londoner Protokoll 52.)
Seine gewaltsame Politik scheitert im Krimkriege.
Der edle, Preufsen freundliche Alexander II. (1855/81) macht sich, ganz
abgesehen von seiner Stellung zum deutsch-französischen Kriege, die eine Ver¬
allgemeinerung desselben verhindert, noch besonders verdient
1861 durch die Aufhebung der Leibeigenschaft (23 Mill. Leibeigene); in den
Ostseeprovinzen war diese bereits 1816/17 beseitigt. — Die vielfachen Un¬
ruhen darnach entstehen aus der Notwendigkeit der Übernahme des Landes
durch die Bauern; diesen aber fehlen, obschon die mäfsigsten Preise be¬
rechnet werden, auch die bescheidensten, für den Erwerb erforderlichen
Mittel. — Weitere Reformen bewegen sich auf dem Gebiete der Selbst¬
verwaltung in den grofsen Städten und den Provinzen.
1868 Die polnische Erhebung aber bringt diese Fortschritte zum Stillstand;
dagegen entwickelt sich der Panslavismus (Katkow), der alle nichtrussischen
Sprachen, Nationalitäten und Glaubensformen unterdrückt und eine starre
Einförmigkeit des Ganzen anstrebt. Daher, zumal unter Alexander III.
(1881/94), der Kampf nicht blofs gegen die Polen, sondern auch gegen die
Deutschen, die Juden, auch die Klein-Russen (Ruthenen), daher die Be-
Rufslands neueste Entwicklung. — Japan 1895. Nr-17-
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Afghanistan y / 0TschitraiN~'
y .1895, f-. ^
Kaschmir
Stimmungen, dafs aus Mischehen nur griechisch-orthodoxe
Katholiken hervorgehen dürfen, ebenso dafs (seit 1887)
Fremde kein Grundeigentum erwerben können u. a.
Gewonnen hat Rufsland durch die Einführung der allgemeinen Wehr¬
pflicht, die grofsartige Ausdehnung der Verkehrsmittel (Bahnen selbst nach
Wladiwostok und Samarkand) die Besserung der Finanzen und auch durch die,
Entwicklung einer bedeutenden Industrie.
C. Rufsland hat im Innern, zumal bei dem Anwachsen der Arbeiterbevölkerung,
noch grofse Schwierigkeiten zu überwinden (Nihilismus, Korruption) und stöfst
draufsen jetzt auch in Asien auf ernste Hindernisse (England und Japan), hat
aber in Frankreich einen sehr wertvollen und unbedingten Bundesgenossen.
Die augenblicklichen furchtbaren Erschütterungen (1906) gestatten freilich keinen
sicheren Ausblick in die Zukunft, doch scheint einerseits ein Fortbestehen des
bisherigen unbeschränkten Regimentes unmöglich, anderseits aber auch ein
Auseinanderfallen des Reiches ausgeschlossen zu sein. Auch ist nicht zu ver¬
gessen, dafs Rufsland in seinem Boden unendlich reiche Hülfsquellen besitzt
und oft schon schwere, innere V/irren glücklich überstanden hat.
Während Rufsland, England und neuerdings auch Frankreich sich um
den Besitz Asiens bewerben, tritt plötzlich in Japan ein neuer Neben¬
buhler auf, der überraschend leicht die Chinesen bezwingt und in zwei
Zügen (einerseits über Söul, den Jaluflufs und Niutschwang, anderseits
über Wei-hai-wei die feindliche Hauptstadt bedroht. Der Friede von
Simonosaki (1895) gewährt den Japanern durch die (einstweilige) Be¬
setzung von Wei-hai-wei und Port Arthur die Beherrschung des Golfs
von Petschili und bringt die Russen, die ihre sibirische Bahn noch nicht
vollendet haben, anscheinend endgültig um ihre Hoffnung auf einen
südlicheren, stets eisfreien Hafen am Stillen Ozean. Durch einen Bund
mit Frankreich und Deutschland verdrängt Rufsland indes die Japaner
vom festen Lande, bemächtigt sich sodann Port Arthurs und Talienwans
(Dalnis) und beschränkt Japans Erwerbungen auf Formosa und die
Pescadores-Inseln.
Immerhin gelangt dadurch schon damals die Herrschaft über den
Zutritt zu dem Ostchinesischen Meere in die Hand Japans. Ganz bedeutend
aber bessert noch der russisch-japanische Krieg (1904/05) die Lage des
letzteren. Er gibt ihm die entscheidende Stellung in Korea und in der
Süd-Mandschurei, drängt den russischen Einflufs bis zur Eisenbahnlinie
Charbin-Wladiwostok zurück und verleidet dem Zarenreich für lange
Zeit das Kriegführen mit Japan. 1
Fertige oder doch im Bau
befindliche Eisenbahnen.
Rufsland bis 1800.
Nach 1800 erworben.