Die Gestaltung der gröfseren deutschen Staaten durch den Wiener Kongrefs 1815
Memel
1 ! Preufsen.
I 1 Hinzuerworben.
I "1 Hannover, Sachsen, Württemberg.
1 I Hinzuerworben.
I 1 Bayern (Altwittelsbacher Gebiet).
I I Hinzuerworben.
I" ~~1 Österreich, Baden.
I I Hinzuerworben.
Hessen-Darmstadt, Oldenburg
MtJ Hinzuerworben.
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Nr. 12.
Schon die Gestaltung der Staaten sollte einen dauernden Frieden
sichern. Gegen 1792 erhielt
Österreich (für vorderrheinische und belgische Gebiete) Salzburg,
das Yeltlin und Venetien. In sich abgerundet und von der Donau in
seiner Mitte durchflossen, war es doch nur scheinbar einheitlich gebaut
und durch alle seine Nationalitätsverhältnisse auf ein starres Festhalten
des Bestehenden hingewiesen. Die wirkliche Führung der deutsch¬
nationalen Entwicklung war damit ausgeschlossen.
Bayern, bislang wesentlich ein Donaustaat, gewann im W. und N.
aufser Ansbach-Bayreuth namentlich frühere Bistümer, wie Augsburg,
Eichstädt, Würzburg, Bamberg; auch Freisingen und Passau. Die links¬
rheinischen, altwittelsbacher Lande wurden, um Speier und andere, vordem
reichsunmittelbare Gebiete erweitert und zugleich tunlichst abgerundet,
an Bayern zurückgegeben. Ein grofser Teil Bayerns lag also jetzt, wenn
auch nicht am Rhein, so doch im Rheingebiete.
Württemberg, sonst ein Neckarstaat, war stark nach Bayern hin,
namentlich auch an der Donau und dem Bodensee gewachsen. Wirt¬
schaftlich und auch politisch gingen Württemberg und Bayern jetzt oft
dieselben Wege.
Baden, lang und schutzlos am Oberrhein hingestreckt, hatte freilich
Zusammenhang bekommen, zugleich aber auch durch den Erwerb von
Heidelberg und Mannheim minder gute Beziehungen zu den benachbarten
Wittelsbachern. Es war natürlich, dafs seine Staatskunst gegen west¬
liche und östliche Nachbaren Rückhalt bei den Hohenzollern suchte.
Hessen-Darmstadt bekam für westfälische, von Napoleon verliehene
Gebiete Mainzer, Pfälzer (Alzey) und Isenburgische Länder. Besonders
wuchsen durch diese Erwerbungen seine Handelsinteressen. (Bingen,
Mainz, Offenbach.)
Sachsen, um die Hälfte verkleinert, wurde doch wenigstens in sich
geschlossener.
Hannover gewann durch englischen Einflufs (Münster) ungewöhnlich
viel, nämlich die Emslande, Hildesheim, Goslar und Duderstadt. Seine
Einschiebung zwischen dem östlichen und westlichen Preufsen drängte
zur Entscheidung, ob man sich freundlich oder unfreundlich zu Preufsens
notwendiger Arbeit stelle. Hannover entschied sich, in Überschätzung
seiner Bedeutung und in Verkennung von Preufsens Kraft, zur unfreund¬
lichen Stellungnahme.—Für seine ungewöhnlichen Leistungen wurde
Preufsen äufserst mäfsig entschädigt und auch nicht einheitlich,
sondern in zwei völlig getrennten Hälften aufgebaut. Es stiefs jetzt
im W. an das unruhige Frankreich und im O. an das noch gefährlichere
Rufsland. Hinzugekommen waren Thorn und Danzig (Ein- und Ausgang
der Weichsel), Posen, wodurch die russische Grenze etwas weiter gerückt^
V.-Pommern (letzter Besitz der Schweden), Nordsachsen und namentlich
rheinische Lande, die durch Geschichte und Konfession dem preufsischen
Staate widerstrebten. Für Preufsen war in diesem Länderverband ein
Stillleben unmöglich. Es mufste eine besonnene, aber weit ausschauende
und deutschnationale Politik treiben, und gerade seine scheinbar un¬
vorteilhafte Gestalt, die ihm Kämpfe oder doch Verwicklungen mit fast
allen deutschen Nachbaren brachte, hat ihm die rechten Wege gewiesen.