Full text: Kleine vaterländische Geschichte

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der Sueven, Ariovistus, in Gallien ein, wurde aber von Julius Cäsar 
geschlagen. Ja, als Cäsar tot war, überschritten die Römer sogar den 
Rhein und eroberten das nordwestliche Deutschland. Wie es dieselben in 
andern von ihnen unterworfenen Ländern machten, so machten sie es auch 
hier. _ Sie steckten die germanischen Jünglinge in die römischen Heere, so 
daß sie in fernen Ländern kämpfen mußten, sie erhoben Steuern, während 
doch die Deutschen noch nie solche gezahlt hatten, ja sie wollten unsere 
Vorfahren sogar zwingen, die römischen Gesetze und die römische (lateinische) 
Sprache anzunehmen. Ganz besonders hart und grausam erwies sich gegen 
die unterworfenen Germanen der römische Statthalter Ouinctilius Varus, 
und es war daher nicht zu verwundern, wenn sich jene darnach sehnten, 
das römische Joch wieder abzuschütteln. Nun war damals in der Umgebung 
des Varus ein Cheruskerfürst mit Namen Arminius, fälschlich Hermann 
genannt; er war der Sohn des Segimer. Mehrere Jahre hatte er sich 
mit anderen deutschen Jünglingen in Rom aufgehalten, wohin man ihn 
als Geisel gebracht hatte. Hier in Rom hatte er das römische Kriegs¬ 
wesen gründlich kennen gelernt, hatte auch in mehreren römischen Kriegen 
mitgefochten und sich die Würde eines römischen Ritters erworben. Darauf 
war er in sein Vaterland zurückgekehrt. 
§ 4. Nach seiner Rückkehr sah Arminius mit Trauer, wie sein Volk 
von den Römern unterdrückt ward, und er kam auf den Gedanken, sein 
Vaterland zu befreien. Heimlich leitete er Verbindungen mit andern 
deutschen Fürsten ein und gewann sie für die gemeinsame Sache. Varus 
ahnte nichts, und als ihm Segestes, Arminius eigener Schwiegervater, 
die Verschwörung verriet, so glaubte er nicht daran, sondern baute fest 
auf die Treue des jungen Fürsten und erkannte seinen Irrtum nicht eher, 
als bis ihm Arminius bereits mit den Deutschen in offenem Felde gegen¬ 
überstand. So kam es zu der großen Schlacht im Teutoburger Walde, 
nicht weit von der heutigen Stadt Detmold (10 n. Chr. Geb.) Schrecklich 
wütete hier der Kampf, und das ganze Heer des Varus, gegen 40000Mann 
stark, ward niedergehauen, nur wenige entkamen. Varus selbst stürzte 
sich aus Verzweiflung in fein Schwert. Niemals ist seitdem wieder ein 
Landstrich des nördlichen Deutschlands von den Römern beherrscht worden, 
und noch jetzt müssen wir Deutsche uns des Sieges im Teutoburger Walde 
freuen. Denn es ist anzunehmen, daß unsere deutsche Sprache und Sitte 
von den Römern ganz und gar unterdrückt wäre, wenn dieselben damals 
nicht aus Deutschland vertrieben worden wären. Zum ewigen Andenken 
an die Heldenthat des Arminius hat man demselben auf einem Berge des 
Teutoburger Waldes ein riesiges Denkmal gesetzt. 
§ 5. Die Nachricht von der großen Niederlage in Deutschland setzte 
ganz Rom in Schrecken. Man glaubte nicht anders, als die Deutschen 
würden den Rhein und die Alpen überschreiten und Italien und Rom in 
Sturm erobern. Der Kaiser Augustus war über den Verlust seines Heeres 
so bekümmert, daß er weinend ausrief: „Varus, Varus, gieb mir meine 
Legionen wieder." Die Deutschen überschritten aber den Rhein nicht, es 
war ihnen genug, ihr Vaterland befreit zu haben. So legte sich der erste 
Schrecken der Römer bald wieder, und es dauerte gar nicht lange, so wagten 
sie schon wieder in Deutschland einzufallen, um sich an Arminius zu rächen. 
Dieser war gerade damals mit seinem Schwiegervater Segestes, dem er 
einst seine Tochter Thusnelda geraubt hatte, in Kampf geraten. Segestes
	        
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