Full text: Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte

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Der große König sagte mir noch zum Abschied: „Nun, spritz, 
werde etwas Tüchtiges! Es wartet Großes auf dich. Ich fürchte, 
du wirst einmal einen bösen, schweren Stand haben. Rüste dich', 
sei fest, deute an mich! Wache über unsere Ehre und unsern 
Ruhm! Begehe kein Unrecht, dulde aber auch keins! Halte fest 
zu deinem Volke, daß es dich liebe und dir vertraue; darin nur 
allem kannst du stark und glücklich sein." 
Er blickte mich ernst an von der Fußsohle bis zum Scheitel, 
kutzte mich und entließ mich mit den Worten: „Vergiß diese 
Stunde nicht!" 
Ich habe sie nicht vergessen." 
22. Aus dev Jugendzeit der Königin Luise, 
r». Luise in Darmftadt. 
Die Königin Luise wurde iu Hannover geboren. Ihr Vater 
war hier General-Feldmarschall und Statthalter, später wurde er 
Großherzog von Mecklenburg. 
Als Luise sechs Jahre alt war, starb ihre liebe Mutter, und 
sie kam nach Darmstadt zu ihrer Großmutter. 
Einst reiste Luise mit ihrer Großmutter nach Straßburg. In 
dieser Stadt ist eine schöne Kirche mit einem hohen Turme. In 
diesem Turme ist eine Treppe, welche 725 Stufen hat. Luise sprach 
zu ihrer Großmutter: „Darf ich die Treppe hinaufsteigen, daß ich 
mir von oben herab einmal die Welt besehen kann?" 
Sie erhielt die Erlaubnis, in Begleitung ihrer Lehrerin die 
Hälfte der Treppe hinaufzusteigen und freute sich sehr über die 
schöne Aussicht, aber sie wäre gern bis oben hin geklettert, um noch 
weiter sehen zn können. 
Ein anderes Mal kam Luise nach der großen Stadt Frankfurt. 
Hier wohnte die Mutter des Dichters Goethe, der die schönen Lieder 
gedichtet hat: „Sah ein Knab' ein Röslein stehn" und: „Ich ging 
int Walde so für mich hin". Die Frau Goethe hatte Specksalat 
und Eierkuchen aufgetischt. Luise und ihre Schwester ließen es sich 
gut schmecken, so daß nichts übrig blieb. 
Als die Prinzessinnen Luise und Friederike im Hofe die Pumpe 
sahen, hätten sie gar gern einmal tüchtig gepumpt. Frau Goethe 
erlaubte es ihnen. 
Als aber die Hofmeisterin die Prinzessinnen hereinholen wollte, 
sperrte Frau Goethe dieselbe in ein Zimmer, daß sie nicht heraus 
sonnte, und die beiden fröhlichen Kinder pumpten sich recht satt 
und naß. 
Als sie Abschied nahmen, dankten sie der Frau Goethe und
	        
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