Full text: Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte

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Der König aber ließ ihn frei mit Extrapost nach Darmstadt 
zurückfahren. 
27. Oie Unglücksjahre H806 und J807. 
Im Westen von unserm Vaterlande liegt Frankreich. Der 
Kaiser von Frankreich hieß Napoleon und war ein gewaltiger 
Kriegsheld. Er wollte alle Länder erobern, und alle Fürsten 
sollten ihm gehorchen. Darum fing er mit allen Krieg an. 
Im Jahre 1806 begann der Krieg mit Preußen. Die Prenßen 
aber hatten Unglück, sie verloren an einem Tage (14. Okt. 1806) 
zwei Schlachten, bei Jena nnd Anerstcidt in Thüringen, und 
über 50000 Mann. Die einzelnen Heerhansen zogen sich in großer 
Unordnung zurück. 
Viele erlitten hier und da eine Niederlage, andere mußten sich 
dem Feinde ergeben. 
Vielleicht hätte alles noch wieder gut gehen können, wenn nur 
die Festungen sich tapfer gehalten Hütten. 
Als der Kommandant der Festung Stettin, ein alter schwacher 
General, hörte, daß die Preußen geschlagen seien, übergab er den 
ersten französischen Husaren seine Festung. 
Der Kommandant von Küstrin ging sogar den Franzosen 
entgegen und führte sie in die Festung, obgleich er einige Tage 
vorher dem Könige gesagt hatte, er werde so lange die Festung 
verteidigen, bis ihm das Schnupftuch in der Tasche brenne. 
Magdeburg war mit Kanonen, Pulver, Kugeln, Lebens¬ 
mitteln aufs beste versehen. Alles war im Überfluß vorhanden, 
nur nicht Mut und Ehre. Diese starke Festung wurde ohne 
weiteres den Franzosen überlassen. 
Nur wenige Festungen hielten sich tapfer. So Kolb erg in 
Pommern, wo der brave Bürger Nettelbeck Tag und Nacht auf 
den Beinen war, Verwundete zu pflegen, die Soldaten anzufeuern 
und Brände zu löschen, die die französischen Kugeln verursachten. 
Als einst der Kommandant sagte: „Wir werden doch wohl 
den Franzosen die Festung übergeben müssen," rief Nettelbeck: 
„Dem ersten, der noch einmal davon spricht, renne ich meinen 
Degen durch den Leib!" 
Kolberg haben die Franzosen nicht bekommen. 
Auch Danzig hat sich wacker verteidigt, und erst, als es 
gar nicht anders mehr ging, übergab der Befehlshaber die Festung. 
Zum Kommandanten von Grandenz kamen die Franzosen 
und sprachen: „Übergieb die Festung, es giebt keinen König von
	        
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