Object: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten, nebst einem Abriß der Poetik und Litteraturgeschichte

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Innern nach uns noch so gut wie unbekannte Festland Australiens ihm darin 
nicht einst noch vielleicht den ersten Rang streitig machen sollte. 
Seine Küstenperipherie, die sich unter allen Erdteilen am meisten der kreis¬ 
runden nähert, ist im Vergleich zmn Flächeninhalt weit geringer an Ausdehnung, 
als die von Asien, Amerika und Europa. Diese erscheinen überall von tiefern 
Buchten, Meerbusen, Meerstraßen eingeschnitten, in vielartig gestaltete Vor¬ 
sprünge, Landzungen, Halbinseln zerspalten, was bei Afrikas Gestaden ganz 
wegfällt: ja, in ihrer Nähe liegt zugleich die geringste Anzahl von Nachbar¬ 
inseln, die selbst nicht einmal, nur Madagaskar an der Ostseite ausgenommen, 
in einem bestimniter nachzuweisenden Verhältnisse zur Küstenbildung stehen, wU 
doch ganze Inselketten und Inselgruppen aller andern Festländer, selbst von 
weit geringerem Umfange. Hier hingegen ist in keiner, Madagaskar ausge¬ 
nommen, ein etwa von dem Kontinent abgesprengtes Glied zu erkennen. 
Der feste Körper des Erdteils hat nur zwei überwiegend große Haupt¬ 
formen, die ihm seinen ganzen Grundcharakter geben und in die er seiner 
ganzen Erstreckung nach fast gleichmäßig geteilt ist. Das Hochland im Süden 
des Äquators, mit überaus gleichartig nach drei Winden abfallenden Rändern 
zum Ozean. Auch gegen Norden senkt er sich in den beiden Seitenflügetn 
von Habesch und Mandingo ebenso gleichmäßig wie dort herab, jedoch nicht 
zmn Ozean, sondern zur zweiten Hauptform, dem Tieflande, das die größere 
Nordhälste von Afrika einnimmt und sich wie ein breiter Fuß mit den untern 
Nilstufen und dem niedern Plateau der Berbern gegen Asien und Europa vor¬ 
schiebt. In jenem Hoch- wie im Tieslande sind immer nur je zwei vorherr¬ 
schende, ziemlich ebenmäßig verteilte Hauptformen. Dort, an dem Ost- und 
Westrande Afrikas, die Mittel- und Küsten-Terrassen, von Norden nach Süden 
streichend, quer durchbrochen von den kurzen Küstenströmen; hier die wasser¬ 
armen Wüsten und Steppenflächen, von Osten nach Westen ziehend. 
Von jener angedeuteten großen Einförmigkeit des Erdteils finden unter den 
großen räumlichen Formen, nach unserer bisherigen Kenntnis, nur drei Aus¬ 
nahmen in seinen Ost-, Nord- und Westecken statt: nämlich das Gebilde des 
untern Nilthales, das Bergland der Berbern nebst Barka und das untere 
Senegal-Gambialand. Diese entfernen sich am meisten von der afrikanischen 
Grundform und schließen sich samt dem durch sie Bedingten dem asiatische" 
und europäischen Charakter näher an. 
206. Wüstenreise. 
Kart /mflriri, Lanckhar). 
Der Morgen bricht über die Wüste heran. Die Karawane schreitet in lauget 
Zuge dahin und fördert ihre Schritte nach dem einförmigen Tone der Pfeife- 
Die Kamele sind mit Ballen beladen und mit Tüchern bedeckt. Auf ihnen 
die Mauren in bunten Turbanen und Mänteln, mit Dolch und Säbel bewaffnet- 
Den Kamelen zur Seite gehen die schwarzen Sklaveu. Voran reitet ein brauner, 
hagerer Araber, der gebietende Herr des Zuges. Das bunte Gewimmel ist l" 
eine Wolke von Staub gehüllt. Die Sonne steigt nun empor, und die Kara¬ 
wane wendet sich ihr entgegen zum Gebet. Die Glut der Sonne vermehrt sich' 
die wunden Sohlen schmerzen, die Glieder ermatten, ein brennender Durst
	        
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