fullscreen: Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte

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Napoleon glaubte, er, hätte bie Preußen vernichtet unb gab 
emem General Befehl, bie Übriggebliebenen in ben Rhein zu jagen; 
er wollte bann bie Englänber ebenso vernichten. 
Wellington ließ Blücher bitten, ihm mit zwei Heerhaufen zu 
helfen. Blücher sagte: „Nicht mit zwei Heerhaufen, mit meiner 
ganzen Armee will ich kommen, unb wenn bie Franzosen uns nicht 
angreifen, so wollen wir sie angreifen." Am Morgen saß er schon 
früh zu Pf erbe. Als sein Arzt ihm bie Wuube noch einreiben 
wollte, bie er beim Sturz mit bem Pferbe bekommen hatte, sagte 
er: „Ach was, noch erst schmieren, ob ich heute balsamiert ober 
uubalsamiert in bie anbere Welt gehe, wirb wohl auf eins heraus¬ 
kommen." 
Es regnete furchtbar. Da sprach ber immer mutige unb heitere 
Felbmarschall zu seinen Soldaten: „Das ist unser Berbünbeter von 
ber Katzbach, ba sparen wir bem Könige wieber Pulver." 
Aber bie Wege waren burch ben Regen so schlecht geworben, 
daß bie Solbateu nicht vorwärts konnten. Blücher sprach immer: 
„Vorwärts, Kmber, vorwärts!" Enblich sagten die Solbateu: „Es 
geht nicht mehr; es ist unmöglich." Da sprach Blücher zu ihnen: 
„Kmber, wir müssen vorwärts! Es heißt wohl, es geht nicht; aber 
es muß gehen! Ich habe es ja meinem Bruber Wellington ver¬ 
sprochen! Ich habe es versprochen; hört ihr wohl? Ihr wollt 
boch nicht, baß ich wortbrüchig werbe!" 
Nun ging es wieder mit neuer Kraft vorwärts. 
Wellington hatte währenb bieser Zeit mit 80000 Mann gegen 
130 000 Franzosen sich gehalten. Er rief seinen Soldaten zu: 
„Kinber, wir müssen uns tapfer halten, wir dürfen nicht geschlagen 
werben, was würbe man in Englanb sagen?" 
Immer bichter stürmten bie Franzosen heran, immer würben 
sie zurückgeschlagen. 10000 Engländer lagen tot auf dem Schlacht- 
selbe. Wellington schaute oft sehnsüchtig aus, ob Blücher noch 
nicht käme. 
Um 5 Uhr nachmittags seufzte ber englische Felbherr: „Ich 
wollte, es wäre Nacht, ober bie Preußen kämen!" 
Unb sie kamen. 
Wellington rief: „Da ist ber alte Blücher!" 
Napoleon versuchte noch einmal mit aller feiner Macht, bie 
Reihen ber Englänber zu burchbrechen, aber vergebens. 
Die Franzosen flohen endlich in größter Unorbnung. Beinahe 
hätten bie Preußen Napoleon gefangen genommen. Er mußte so 
eilig fliehen, baß er Hut und Degen im Wagen zurückließ. 
Blücher sprach zu feinen tapfern Kriegern: „Empfanget meinen
	        
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