I. Wilder aus der deutschen Geschichte.
1. Land und Leute in der ältesten Zeit.
Deutschland, unser Vaterland, ist erst um Christi Ge¬
burt durch die Römer, welche ihre Herrschaft dort ausdehnen
wollten, näher bekannt geworden. Es war damals zum
größten Theile mit Wäldern und Sümpfen bedeckt; doch
fanden sich in den Thälern und Ebenen auch Grasflächen
und Ackerland. In den Wäldern lebten viele wilde Thiere,
namentlich Hirsche, Schweine, Füchse, Wölfe, Bären und
Auerochsen; von zahmen Thieren werden insbesondere
Pferde, Rinder und Schafe genannt. Die Bewohner
führten bei den Römern den gemeinsamen Namen Ger¬
manen; sie selbst nannten sich später, als sie sich zu einem
großen Reiche vereinigten, Deutsche. Vor dieser Zeit zer-
sielen sie in viele Stämme und Völkerschaften mit ver¬
schiedenen Namen unter eigenen Fürsten oder Häuptlingen.
Man unterschied Freie und Unfreie. Nur die Freien be¬
saßen Grundeigenthum und durften Waffen tragen; ihre
Hauptbeschäftigung war Krieg oder Jaad. Die Besorgung
der Haus- und Feldarbeiten war Sache der Weiber und
des Gesindes. Die Wohnungen der Freien lagen gesondert,
inmitten der zugehörigen Ländereien. Sie wurden aus
Holz und Lehmwänden errichtet und mit Stroh gedeckt.
Städte sind auf deutschem Boden zuerst von den Römern
angelegt worden. Die Kleidung wurde aus dem von den
Weibern gewebten Linnen gefertigt; der freie Mann trug
auch wol das Fell eines von ihm erlegten Thieres, ge¬
wöhnlich eines Bären. Die Nahrung war einfach: Wild¬
eret, Brod, Milch und eine Art Bier, welches Meth ge¬
nannt wurde.