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steht), sind im großen und ganzen wohl genügend versichert, der
Wert der Mobilien dagegen wird nicht annähernd durch die Ver—
sicherungssumme gedeckt. Insbesondere ist die große Masse der
unselbständigen Handarbeiter noch höchst fahrlässig. Wie oft hört
man von ihnen die Worte: Unsere Kleider, unser bißchen Hausgerät
ist ja beinahe nichts wert, warum versichern? Mag der Geldwert
jenes Besitzes auch an und für sich kein erheblicher sein, für den
Betreffenden ist er beinahe immer ein hoher, ein so hoher, daß im
Falle der Vernichtung durch Feuer ein sofortiger Ersatz aus eigenen
Mitteln unmöglich ist und das Anrufen der Mildtätigkeit anderer
nötig wird. Das ist wahrlich kein gesundes Verhältnis. Die Feuer⸗
versicherungsprämien sind heute so niedrig, daß jedermann sie mit
Leichtigkeit erschwingen kann; man entwürdigt sich und die Seinen,
wenn man das kleine Opfer nicht bringt, das vor der Gefahr des
Bettels und erniedrigender Abhängigkeit schützt.
Noch schlimmer steht es mit der Viehversicherung. Zwar
hat auch sie in letzter Zeit Fortschritte gemacht, doch ist auch jetzt
nur ein unbedeutender Teil des gesamten Viehstandes versichert.
Auch der Umfang der Lebensversicherung hat zugenommen.
Mit dem wichtigsten Zweige der Lebensversicherung, der Versicherung
auf den Todesfall, beschäftigten sich im Jahre 1901 46 Gesellschaften.
Neben der Todesfallversicherung treten die anderen Zweige der regu—
lären Kapitalversicherung sehr zurück. Insbesondere ist die früher
beliebte Aussteuerversicherung seit einer Reihe von Jahren in stän—
digem Rückgange begriffen. Der gesamte Versicherungsbestand der
regulären Kapitalversicherung betrug am Ende des Jahres 1901
8,4 Milliarden Mark, wovon fast 6,7 Milliarden auf die Todesfall—
versicherung entfielen. Das sind aber für 57 Millionen Menschen,
die wir damals etwa zählten, recht kleine Ziffern, besonders wenn
man bedenkt, daß ein bedeutender Teil der angeführten Beträge von
wenigen Leuten in höheren Lebensstellungen versichert ist.
Nach Fritz Kalle.
7. Vom Staate.
Das Eigentum besteht aus verschiedenen Dingen, nicht nur aus
körperlichen Gegenständen, wie Haus und Hof, Garten und Feld, Kleider
und Schuh, Essen und Drinken, sondern auch aus geistigen Gütern, wie
dem guten Namen, der Ehre, welche jeder rechtliche Mensch für siceh in
Anspruch nebhmen muss, und zuletzt dürfen wir auch Leben und Gesund-
heit nicht vergessen. Wenn es nun Leute gibt, die ihrem Nachsten
Geld oder Kostbarkeiten nehmen, die ihn um sein Hab und Gut betrügen,
die ihn dureh falsche Nachrede um seine Ehre bringen wollen, so ist es
selbstverständlich, dass sich jeder gegen eine solche Schändlichkeit zu
schützen sueht. Darum bewachen wir nach Nöglichkeit unser Eigentum
und hüten uns, den Menschen Veranlassung zu geben, unsern guten
Namen mit Schmutz zu bewerfen. In den meisten Pällen kann man