WM 5
Bis etwas er gefunden,
10 Womit er schwere Stunden
Erleichtern könnte trübem Wahn,
Und was zugleich so angetan,
Daß es diene Gottes Ehre,
Ihm selbst auch Gunst beschere
15 Und Liebe bei den Leuten.
Euch deutschen nun und deuten
Will er, was er geschrieben fand.
Er hat euch seinen Namen genannt,
Auf daß ihm Lohn erblühe
20 Für alle treue Mühe,
Die er gewidmet seinem Lied.
Wer's, wenn der Sänger von hinnen schied,
Einst lesen hört oder selber liest,
Der bitte, so er das Büchlein schließt,
Gott um des Dichters Seelenheil.
Dafür wird ihm auch Heil zuteil:
Sich selbst erlöst, so hört man künden,
Wer bittet für des andern Sünden.
Der von Aue las die Märe,
30 Im Schwabenland, da wäre
Ein Herr dereinst gesessen,
An dem war nichts vergessen
Von Glanz und aller Tugend,
So eines Ritters Jugend
35 Zu vollem Lobe zieren soll.
Von keinem zweiten drum erscholl
Solch Rühmen durch das ganze Land,
Da sich bei ihm vereinigt fand
Geburt mit Reichtum und mit Zucht
40 Zu überschwenglich stolzer Frucht.
Sein Name war gar wohl bekannt:
Heinrich, von Aue zubenannt.
Wie solchermaßen frohgemut
All die Ehren und all das Gut
15 Der Herre Heinrich voll genoß,
Ein stolzer, blütenreicher Schoß
Voll Sonnenlichts tagein tagaus,
Hoch über sein Geschlecht hinaus
Erhöht, gepriesen und geehrt,
z0 Da ward sein Hochmut jäh verkehrt:
Vom Aussatz ward er heimgesucht.
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