fullscreen: Unsere Kaiser und ihr Haus

— 136 — 
der Normandie. Von hier aus setzte der tapfere Herzog Wilhelm 1066 
über den Kanal und unterwarf sich durch den entscheidenden Sieg bei 
Hastings das angelsächsische Reich. 
Kurz vor diesem Siege hatten sich die Normannen auch m Unter- 
Italien und auf der Insel Sicilien festgesetzt. Unter Robert Guiscard 
gewannen sie die Herrschaft über ganz Unter-Jtalien; feine Nachkommen 
nahmen den Königstitel an und gründeten das Königreich Neapel und 
Sicilien. — 
Im Osten verloren die Deutschen nicht nur die den Wenden ent- 
rissenen Gebiete, sondern sie wurden jetzt sogar oft von diesem räuberischen 
Volke heimgesucht und zeitweilig bis über die Elbe zurückgedrängt. Erst 
unter den kräftigen sächsischen Kaisern wurden sie bestraft und unterworfen. 
Ein noch gefährlicherer Feind drang von Südosten in Deutschland 
ein, einige Male bis nach Bremen und an den Rhein, alles vor sich her 
verwüstend, die Ungarn oder Magyaren. Sie waren ein Nomadenvolk 
von finnischer Abkunft. Vormals hatten sie ihre Wohnsitze am Ural- 
qebirge gehabt; von hier verdrängt, setzten sie sich in dem heutigen 
Ungarn fest. Durch ihre steten Raubzüge setzten sie die westlichen und 
südlichen Länder Europas in Furcht und Schrecken. 
Die Ungarn waren ein ebenso gewandtes Reitervolk wie früher 
die Hunnen; da sie auch in allen Lebensgewohnheiten den letzteren 
glichen, bezeichnete man sie oftmals geradeswegs als Hunnen. Im An- 
griff waren sie kühn und listig; sie drangen plötzlich in großen Schwär- 
men gegen den Feind vor, überschütteten ihn mit Pfeilen und wandten 
sich schnell zur Flucht, um gleich darnach aufs neue aus einem Hinter- 
halte hervorzubrechen. „Grausam waren sie im Kampfe, schonungslos 
im Benutzen des Sieges. Sie kannten kein Erbarmen: wer sich ihnen 
entgegenstellte, wurde erschlagen. Es soll unter ihnen der Glaube ge- 
herrscht haben, daß die, welche auf Erden ihrem Schwerte, erlegen feiert, 
ihnen einst nach dem Tode als Knechte dienen müßten; deshalb Vernich- 
teten sie erbarmungslos ihre Gegner, und wohin sie ihre Rosse ^ukten, 
machten sie den Boden zur traurigsten Einöde." (S. Scheffels „Ekke- 
hardt"!) 
2. König Konrad I. von Franken (911—918). 
a) Wahl. 
Als das Geschlecht der Karolinger im Jahre 911 erloschen war, 
wählten die Großen des Reiches den tapferen Herzog der Frankem Kon- 
rad I, zu ihrem Könige. Hinfort blieb Deutschland ein Wahlreich, 
d. h. nach dem Tode des Königs traten die Freien, später nur die 
Großen des Reiches, und die Bischöfe zusammen und wählten ein neues 
Reichsoberhaupt. Lange Zeit erkor man zwar meistens den Sohn des 
verstorbenen Königs; oft hatte letzterer auch wohl schon semen Sohn bei 
seinen Lebzeiten von den Fürsten zum Nachfolger wählen lassen Bis 
zum Interregnum war Deutschland halb ein Wahl-, halb ein Erbreich. 
Von der Wahl Konrads I. berichtet Widukind von Corvey: „Wie 
ein Volk, wie Brüder standen die Deutschen bei der Wahl zusammen;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.