fullscreen: Die fremden Erdteile (Abt. 1)

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5. Syrien. 
(282 000 qkra, 21/2 Mill. E., 9 auf 1 qkm). 
Syrien (so groß wie Italien), das östliche Küstenland des Mittel- 
meeres, ist im wesentlichen eine Kalksteinplatte, die sich nach dem Euvhrat 
und der syrisch-arabischen Wüste senkt und längs der Mittelmeerküste 
von Bergketteu durchsetzt ist. Man unterscheidet einen größern nörd- 
lichen Teil, das eigentliche Syrien, einen kleinern s. Teil, 
Palästina, und endlich als Anhängsel des Plateaus die Halbinsel 
Sinai. 
a) Das eigentliche Syrien, Soristan, zeigt iu seinem Boden- 
ansban drei von N. nach S. verlansende Längsstreifen: die Küsten- 
ebene mit der Mündung des Orontes, das Meridionalgebirge 
des Libanon und des Antilibanon mit dem dazwischen ver- 
laufenden Biuuentnle Cölesyrien, das der Leontes nach S., der 
Orontes nach N. entwässert, und das innere Hochland. 
Die Küsten ebene besteht in Nordsyrien aus einein breiteren Küstensaum, 
der landeinwärts von einem mäßigen Beigzuge eingehegt wird. Dieser wird 
von dem Orontes ^jetzt Nahr el-Asi stürmischer Fluß) durchbrochen, und 
dieses Durchbruchstal bildet seit altersher die natürliche Pforte vom Mittelmeer 
zum Euphratgebiet. Der südliche Teil der syrischen Kllstenebene ist das alte 
Stammland der Phönizier. Das schmale Küstenland trägt in zahllosen 
Mauertrümmern und Grabstätten das Gepräge einer einst dichten Besiedelung, 
gegen welche die gegenwärtige Ode scharf absticht. Die alten Häfen sind durch 
Hebung und Versandung der Küstenstrecken größtenteils unbrauchbar geworden. 
Der Libanon ( = weißes Gebirge, so genannt wegen seiner Kalkmassen) 
besteht aus zwei parallel in nord-südlicher Richtung streichenden Hauptgebirgs- 
zügen, dem w. eigentlichen Libanon und dem ö. Antilibanon. Beide 
Gebirge bestehen vorwiegend aus horizontal gelagerten Schichten der obern und 
mittleren Kreide, dem sogenanten Libanon-Tandstein, und werden durch das 
Einsturztal von Cölesyrien ( = Hohljyrien) voneinander getrennt. Aus der 
schmalen Küstenebene steigt der Libanon in ivohlbewässerten und fruchtbaren 
Terrassen auf, die fleißig angebaut und dicht bevölkert sind, so daß die Land- 
schast hier einem wohlgepflegten Garten gleicht. Die Hochwarten des Gebirges 
sind viele Monate reichlich mit Schnee bedeckt.*) Am Ostrande erhebt sich im 
Dahr el-Kodib der Kulm des ganzen Gebirgsstockes bis über 3000 in. 
Steil ist der Absturz nach Cölesyrien; fteilrandig erhebt sich auch aus dem Tal 
der Antilibanon als eine ausgedehnte felsig öde Wölbung. Seine Gebügs- 
natur ist im ganzen wilder als die des Libanon, voll senkrechter Bergwände, 
schauerlicher Schluchten und gefahrvoller (bei 1000 m hoch liegender) 'Pässe, 
aber auch mit lieblichen Tälern durchsetzt. Die höchste Erhebung ist der Ge- 
birgsstock des großen Herrn ort (2760 m). — Seit den frühesten Zeiten 
bildeten die Felsenkessel und Gebirgsstöcke beider Gebirge die Zufluchtsstätten 
verfolgter Volksstämme und Religionssekten, zu denen gegenwärtig die christ- 
lichen Maroniten und mohammedanischen Drusen gehören. Spärliche 
Reste von Zedern finden sich noch auf beiden Gebirgszügen. 
Cölesyrien (= Hohlsyrien), auch Befci (= Tal) genannt, ist ein 
Einsturzbecken, das in Form eines Längstales von mäßiger Breite zwischen 
beiden Gebirgszügen eingelagert ist. Es ist größtenteils mit tiefem Kulturboden 
bedeckt, von dem jetzt indes weite Strecken wüste liegen. Räch S. wird die 
Ebene von dem vielgeäderten Flußnetz des Litani (früher Leontes — „Löwen¬ 
*) „Aus seinem Haupte trägt der Libanon den eisigen Winter, auf seinen 
Schultern den lieblichen Frühling; in seinem Schöße ruht der reiche Herbst, 
und zu seinen Füßen an der Meeresküste schlummert im Schatten der Palmen 
der Sommer." (Arabisches Sprichwort.)
	        
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