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breitung des jetzt in gewaltigen Aesten auseinanderstrebenden Stamm-
baums. Die zu fast selbstständigem Ansehen gelangenden Linien der
Capetinger seit Ludwig VIII. streben nach Yerflanzung in’s Ausland.
Die drei Geschlechtsreihen Ludwig IX., Philipp III. und Philipp IV.
müssen demnach besonders wegen der Gründung der neuen Häuser:
Aitois, Anjou, Clermont (Bourbon) und Valois aus genealogischen
Gesichtspunkten betrachtet und in dieser Hinsicht genau studirt werden,
wenn man einen Begriff von der französischen Geschichte in den
nächsten Zeiten haben will.
(Vergl. die Tafeln XIII., XVI., XVII., XXIII.)
Tafel XIII.
Valois, Lancaster und York.
Um der schwierigen Verhältnisse der genannten drei Häuser,
welche merkwürdigerweise in der Lebenslänge im Ganzen, wie in den
einzelnen Geschlechtsreihen ausserordentlich gut übereinstimmen, besser
Herr werden zu können, ist dem Leser auf dieser Tafel zweierlei
empfohlen. Er hat sich die Hauptzweige, deren Namen stark hervor¬
gehoben sind, in den Personen zu vergegenwärtigen, woneben sich ihm dann
der Begriff der in den Nebenlinien sich anschliessenden Häuser leicht
ergiebt. Ausserdem sind die schwierigen verwandtschaftlichen Details
im Besonderen in den Anmerkungen verzeichnet, in denen er bei der
Lectüre wie der Geschichte, so des Romans, der ja gerade in dieser
Epoche so üppig wuchert, nur wie in einem Lexikon nachzuschlagen
braucht, um sich der mannigfaltigen Beziehungen dieser schicksals¬
vollen Persönlichkeiten zu vergewissern.
Blicken wir zunächst auf die Valois, so sind die sieben Könige
von Frankreich allerdings kaum 200 Jahre in Wirksamkeit gewesen.
TV ie denn auch die Nachkommen Eduard’s III. in ihren Lebenslinien
durch gewaltsame Todesfälle beschränkt erscheinen. Die Nebenlinien
der Valois sind nur in den Nachkommen Karl’s V. (Tafel XVII.) für
den Thron des Reiches wichtig geworden. Die Anjou’s sind noch
früher als die Hauptlinie ausgestorben, von so universeller Bedeutung
sie auch in Europa geworden waren. Die glücklichen Herzöge von
Burgund (Tafel XIV.), welche die schönsten und reichsten Länder
erworben haben, erloschen im Mannesstamm schon vor Ludwig XI.,
die Alengons aber, welche länger dauerten, haben keine grosse poli¬
tische Bedeutung erlangt.
In England handelt es sich vorzugsweise um die Nachkommen
des dritten und vierten Sohnes Eduard’s III., um die weisse und rothe
Rose. Das Blut der Valois vereinigt sich mit dem der Lancaster