Full text: Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes (Bd. 1, Abt. 1)

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solchem Kunsthandwerke befaßten. Geschätzt waren die Gold¬ 
schmiede, welche Halsketten, Spangen, Armringe, Ohrgehänge und 
anderes Geschmeide herzustellen wußten. In wohlgefüllten Truhen 
barg die Königsfrau ihren Goldschatz, und die wohlhabende Freie 
hinterließ den Töchtern ansehnlichen Schmuck. Die Sachsen ver¬ 
standen Bronze zu gravieren und zu glätten, was dem Metalle 
Glanz und Farbe des Goldes verlieh. — Die Behandlung von 
Metallen erheischte umständliche Vorrichtungen, die sich schwerlich 
in jedem Hause vorfanden. Und so bildeten sich hier die Anfänge 
eines Handwerksbetriebes, der nicht bloß auf den Hausverbrauch 
abzielte. Damit stimmt überein, daß die Alamannen öffentlich 
erprobte Gold- und Eisenschmiede und Schwertfeger hatten, und 
daß die Bayern die Schmiedewerkstatt als öffentliches Gebäude 
betrachteten, wie die Kirche. — Kunstvoller als die rohen Block-- Sau’ und 
Häuser zu Tacitus Zeiten waren jetzt die Wohn- und Stallgebäude. ®°IäClrBeü- 
Hölzerne Firstsäulen trugen die First, und Winkelsäulen stützten 
die vier Ecken des Daches. In zwiefacher Reihe, einer inneren 
und einer äußeren, umgrenzten das Hausinnere aufrecht stehende 
Balken, welche, ähnlich dem Zimmerwerke unserer Häuser, durch 
Querriegel verbunden waren. Die Öffnungen zwischen dem Ge¬ 
bälke wurden mit Latten und Steinen geschlossen. Schon auch 
verwahrte man die Türen mit schloßartigen Vorrichtungen, wie denn 
wiederholt von Schlüsseln die Rede ist. — Wenn Brunichilde ein 
kunstvolles Holzbecken herstellen ließ, so darf man vielleicht an 
Drechsler denken, deren Handwerk in karolingischer Zeit außer 
Zweifel steht. — Die Zerkleinerung des Getreides besorgten die Müllerei. 
Mägde mittels einer Handmühle, ober man mahlte das Korn auf 
Wassermühlen, welche teils in Privatbesitze waren unb bann zu¬ 
weilen von abhängigen Leuten bedient wurden, teils zu den öffent¬ 
lichen, der Gemeinde gehörigen Häusern zählten, wie die Kirche 
und die Schmiede. — 
3. Kandek. 
Wie in den Zeiten Strabos führten Handelspfade vom Rhein Handels- 
zur Elbe, an deren jenseitigem Ufer und auch links bis zur Saale ^ 
em stammfremdes Volk, die slavischen Wenden, seine Wohnsitze 
ausbreitete. Ein vielbeschrittener Weg verband das Gebiet der 
Thurmger mit der Rheiugegend um Mainz, ein Weg, der bis auf
	        
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