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mit Weib und Kind in die slavischen Gegenden an der Ostsee und
am Elbstrome, welche von Albrecht dem Bären und Heinrich dem
Löwen der deutschen Kolonisation erschlossen wurden. — Während y^|(tni1>>
der freie Besitz der weniger Begüterten zusammenschmolz, häufte sich
der Landreichtum der großen Herren und namentlich der Klöster und
Stifter nach taufenden von Husen. — Das Besitzrecht war ein Arid-»
mannigfaltiges. In der Hand der Wohlhabenden und Reichen ver¬
einigte sich freies Allodium mit zuweilen sehr ausgedehnten Lehen.
Leute von abhängiger Stellung bewirtschafteten einett nur gegen Zins
und Leistung ihnen zugehörigen Boden, den sie nicht eigenmächtig ver¬
äußern durften. — Jede Feldmarkgenossenschaft hatte gemeinsames
Weideland. Die Sonderbesitzungen der einzelnen waren durch Mal¬
bäume und Marksteine gekennzeichnet. Unbestellter Acker wurde als Ge¬
meinweide betrachtet, solange ihn der Eigentümer nicht einhegte. —
Die großen Grundherrschaften bewahrten der Hauptsache nach die sBirtfjafts-
von Karl d. G. eingeführte Wirtschastseinrichtung. An die Herren¬
oder Haupthöfe schlossen sich Nebenhöse, Vorwerke an (Sz. 17). Die
Verwaltung führten die Meier oder Villici. Nicht bloß die Feld-
und Hofarbeit der abhängigen, zu den Gütern gehörigen Männer und
Frauen leiteten sie, sondern zogen auch die von diesen in bestimmter
Zeit zu leistenden Naturalabgaben ein. — Neben persönlich Freien, Landwirt
die aber zu gewissen Diensten und Reichungen verpflichtet waren, lüe' '
taten Liten und Unfreie die Feldarbeit für die Herrenhöfe, hüteten
das Vieh und draschen das Getreide. — Die Dorfgemeinden hielten
eigene Hirten, zu deren Lohne jeder Viehbesitzer beisteuern mußte,
falls er nicht selbst über mindestens 3 Husen Land verfügte. — Die siamn-sett.
Ackerarbeit verlief ganz in der althergebrachten Weise. Mit Ochsen
bespannte Pflüge brachen die Schollen auf. Hinter dem Säemamte
zog die Egge. Mit Sensen hieb man das Getreide nieder und
drasch es in den großen Tennen des Hofes aus. Das gemähte Gras
wurde getrocknet, in Haufen gebracht und endlich in den Heustall ge¬
fahren. — Nach wie vor blieb die Dreifelderwirtschaft im Gebrauche. DEider-
— Man bestellte Weizen und Roggen, Gerste und Hafer, Gemüse,
Hülsenfrüchte und Flachs. — Der Gartenbau fand namentlich in ©arten&au.
den Klöstern seine Pflege. Aber auch der Burgherr mochte einen
Ziergarten nicht entbehren, dessen schönbelaubte Bäume ihren Schatten
über den mit Blumen geschmückten Rasen warfen. Dort erging man
sich und speiste auch wohl in luftiger Laube. — Die Kultur des Weinbau.
Weinstockes breitete sich an Elbe und Saale weit nach Norden hin