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166. Der Trompeter an der Katzdach.
Julius Mose».
Werke. Erster Band. Oldenburg 18SL. S. 16.
1. Von Wunden ganz bedecket,
der Trompeter sterbend ruht,
an der Katzbach hingestrecket;
der Brust entströmt das Blut.
2. Brennt auch die Todeswunde,
doch sterben kann er nicht,
bis neue Siegeskunde
zu seinen Ohren bricht.
3. Und wie er schmerzlich ringet
in Todesängsten bang,
zu ihm herüber dringet
ein wohlbekannter Klang.
4. Das hebt ihn von der Erde,
er streckt sich starr und wild.
Dort sitzt er auf dem Pferde
als wie ein steinern Bild.
5. Und die Trompete
schmettert —
fest hält sie seine Hand —
und wie ein Donner wettert
Viktoria in das Land.
6. Viktoria — so klang es,
Viktoria — überall,
Viktoria — so drang es
hervor mit Donnerschall.
7. Doch als es ausgeklungen,
die Trompete setzt er ab —
das Herz ist ihni zersprungen,
vom Roß stürzt er herab.
8. Um ihn herum im Kreise
hielt's ganze Regiment,
der Feldmarschall sprach leise:
„Das heißt ein selig End!"
167. Was die Großmutter von 1806 und
1813 erzählt.
Wilhelm Raube.
Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin 1801. S. 108.
Also es war Anno sechs, als der Franzos im Lande rumorte
und drunten schrecklich Hausen sollte, denn er hatte einen großen Sieg
erfochten und glaubte, das Recht dazu zu haben. Die Leute fürchteten
sich alle sehr, gruben ihre Löffel weg und nähten ihren Kindern jedem
ein Goldstück in den Rocksaum auf den Fall, daß sie abhanden kämen
oder mitgenommen würden. Aber mein Seliger tat gar nicht, als ob
ihn das was anginge. „Wenn sie koinmen, sind sie da," sagte er,
und dabei blieb er, und wenn die Nachbarn kamen und klagten und
jammerten, sagte er nur: „Einmal wir, einmal sie!" Und wenn sie