244 Das Chinesische Reich.
Reiches gesagt wird, bezieht sich zunächst stets auf das eigentliche China. Das¬
selbe umfaßt das Gebiet des mittleren und unteren Jaugtsekiang und Hoangho.
Diese ausgedehnten Regionen sind, besonders im Chinesischen Tieflande, seit
alten Zeiten mit höchster Sorgfalt angebaut uud zahlen zn den gesegnetsten
Ländern der Erde. Breite Flusse uud zahlreiche Kauäle (darunter der berühmte,
heute verfallene Kaiserkanal) bewässern die Ebenen und bilden bequeme Wasser¬
wege für zahllose Schiffe, während Taufende von Straßen den Verkehr zu Lande
vermitteln. Der nördliche Teil Chinas liefert in unendlicher Fülle die Boden-
erzeugnisse der gemäßigten Zone. In den mittleren Regionen gedeihen Thee,
Zuckerrohr, Baumwollenstaude sowie alle Sudfrüchte. Daneben werden im-
ermeßliche Mengen von Reis gewonnen, der das Hanptnahrnngsmittel der
chinesischen Bevölkerung bildet. Der Süden liefert außerdem Judigo und Tabak.
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Chinese.
Die östlichen Flächen Chinas find baumlos, erst auf deu Abhängen des Hinter¬
asiatischen Hochlandes erheben sich bedeutende Wälder. Dieser Holzmangel leitete
schon früh auf die Benutzung der Steinkohle, die in wahrhaft unerschöpflicher
Menge vorkommt. Daneben finden fich reiche Schätze an Eisen, Kupfer, Zinn,
Blei und anderen Metallen. So erscheint China als ein Land, das lediglich
durch seine eigenen Produkte die Bedürfnisse einer sehr zahlreichen Bevölkerung zu
befriedigen vermag. Dies sowie die Lage des Reiches zwischen dem Großen
Ozeane und deu Gebirgen und Wildniffen Hochasiens^ unterstützte wesentlich
eine im Charakter des chinesischen Volkes liegende Neigung zur Abschließung
vor fremden Nationen.
Indem sich in China fast ein Drittel der gesamten Menschheit Jahrtausende
hindurch von der Berührung mit der übrigen Welt absonderte, entwickelte sich
dort eilte eigentümliche Kultur, die schon früh eine bedeutende Höhe erreichte,
dann aber nur sehr geringe Fortschritte machte. So kannten die Chinesen schon