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sondern übertreffen sie sogar. Ein lustiger Anblick ist es, wenn die jungen
Knaben zu Frühlings Anfang den Sack auf den Rücken nehmen unb
von Thür zu Thür in heimischer Mundart singen: Heiliger Petrus,
blast in euer Horn u. s. w., und zwar Korn zu sammeln. . . . Dann
wieder nehmen sie runde Körbe, die sie Kiepen (kypas) nennen, um
in Dörfern und Bauernhöfen rings Eier zu sammeln, wobei sie singen:
Steht auf, gute Frau, gebt uns Eier u. f. w. Denn das kommende
Fest (Ostern) läßt sich ohne Eiervorrat nicht wohl feiern. Im Herbste
strömen sie auf die Fluren, um hinter den Schnittern her Ähren zu
lesen. . . . Den armen Eltern . . . bringen sie alles zu, ums sie
mit Bettel und Arbeit erworben haben. . . . Drängt die Lage, so
werden manche von ihnen drei- und viermal verkauft. . . . Obwohl
es einigen Handwerkern bisweilen besser ergeht, als jenen, so um¬
schlingt sie doch alle ein- unb dieselbe Fessel der Not, und fürchten
müssen sie, schwere Dürftigkeit werbe sie im Greisenalter namentlich
in gewerbloser Gegenb brücken, wo der, welcher nichts hat, ans ehr¬
liche Weise nichts erübrigen kann.
W. Rolevinck, De laude vet. Saxon. III cap. 2.
ed. Tross p. 146. 148.
61. S. Sz. 20 u. 21 (S. 161 f.) Sz. 63. Sz. 73 (S. 190).
62. (Ans ber ersten Hälfte bes 16. Jahrh.) Das Kleiberbuck,
bes Mattliias Scbwara unb seines Sohnes Veit Konrab zu Augs¬
burg zeigt Kinber beim Spiele. So auf S. 24 (v. I. 1508) ben
Matthias S., wie er mit kleinen Steinkugeln, später mit Vögeln
spielt unb endlich ben Reifen treibt. Zu btefen Abbilbungen hat
Schwarz hinzugesetzt: „Dis was meine Kurzweil, wenn ich aus ber
Schul kam". — Sein Sohn Veit schreibt von seinen Knabenspielen
(i. I. 1550): „So was biß mein Freub, wenn ich aus ber Schill
kam ober hinter bte Schul ging: mit Vögel, triblen, klukern, Hur-
naussen (Maikäfern), raifftreiben unb bergl. Freuden trteer, wie
hieunten ein wenig anzeigt ist." — Das Bild stellt ihn bar, wie er
einen Vogel auf ber Linken hält. Daneben steht: „Hut Bueben,
welcher kauft ober giebt ein (einen V.)." — Weiter zeigt bas Bilb,
wie er mit bent rechten Knie sich niedergelassen hat und mit einem
Stocke ein am Boden liegendes Stückchen Holz emporzuschnellen sich
abmüht. Dies nennt er triblen *). — Weiterhin wirft er Stein-
*) Das so veranschaulichte Spiel findet sich z. B. in Köthen als „Mücke"-
oder „Micke"-Spiel.