Full text: Bis zum Zweiten Pariser Frieden (Teil 2)

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gung der Senatsbefehle loben. Aber Eins verlangt der Senat 
noch von euch: ihr müßt eure Stadt verlassen, und könnt euch 
anbaucn, wo ihr wollt, nur wenigstens zwei Meilen vom See¬ 
ufer entfernt; denn Karthago muß zerstört werden." — Die 
Karthager waren wie vom Donner getroffen. Erst standen sie 
sprachlos da, dann stießen sie ein Jammergeschrei aus, erhoben 
ihre Hände bald flehend gen Himmel, bald gegen die Römer, 
und baten, doch nicht eine Stadt zu Grunde zu richten, die 
ihnen ja nichts zu Leide gethan, sondern alle Befehle so getreu¬ 
lich vollzogen hatte. Vergebens! Da verwandelten sich die 
Thranen der Angst in Verzuckungen der Wuth und Verzweif¬ 
lung. ,,Bedenkt, ihr Römer," riefen sie, ,,daß es noch Götter 
giebt, die alle Treulosigkeiten sehen und strafen." Die Römer 
waren nicht unempsindlich bei dem Anblicke der Verzweiflung 
der Unglücklichen; aber der Senat wollte es einmal so haben, 
und da half keine Einrede; ja es wurde den Karthagern nicht 
einmal erlaubt, den Senat in Rom um Barmherzigkeit anzufle¬ 
hen; denn Karthago, meinte der Consul, müsse gleich zerstört 
werden. 
Mit Mienen der Verzweiflung kamen die Abgesandten nach 
Karthago zurück. Das Volk umdrangte sie, und las in ihren 
Geberden, daß ein großes Unglück sich ereignet haben müßte. 
Sobald sie aber die Schreckensworte ausgesprochen hatten, er¬ 
füllten Geheul und 'Schmähungen gegen die nichtswürdigen Rö¬ 
mer die Straßen der Stadt, und fest stand bei Allen der Ent¬ 
schluß, sich nicht den Römern zu unterwerfen, sondern eher das 
Aeußerste zu dulden. Und nun sah man, was ein Volk ver¬ 
mag, wenn es seinen ganzen Sinn auf die Vertheidigung seines 
Heerdes richtet. Alle schleppten alles Eisen herbei, was sie nur 
hatten, und in Tempeln, Palasten, und auf öffentlichen Platzen 
wurde gehämmert, geschmiedet und gearbeitet; alle Tage wurden 
Hunderte von Spießen, Pfeilen, Schilden und Sabeln fertig, 
und als es an Sehnen zu den Bogen fehlte, schnitten die Wei¬ 
ber ihr langes Haar ab, und flochten Schnüre daraus. Den¬ 
noch hatte Alles das nichts genutzt, wenn die Römer schnell 
auf Karthago losgegangen waren; aber sie dachten, die waffen¬ 
lose Stadt könnte ihnen gar nicht entgehen, und nahmen sich 
also Zeit. So hielt sich die Stadt an drei Jahre lang, bis
	        
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