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heit gehabt und mit mehr Berechnung gehandelt hätte,
kein Mensch von der französischen Armee entkommen!"*)
Wie kam es, daß dieser glänzende Sieg von Blücher
und Gneisenau nicht benutzt wurde? War doch kein
Schwarzenberg da, der infolge von tausend Bedenken den
Sieg auszunutzen verbot! Verschiedene Umstände kamen
zusammen: einmal hatten Blücher und Gneisenau, seit¬
dem sie wieder nach Norden marschiert waren, sich ent¬
schlossen, äußerst vorsichtig zu sein, um nicht zum zweiten¬
mal ein Unglück wie das an der Marne zu erleben; außer¬
dem hielten sie Napoleons Streitkräfte für bedeutend
größer, als sie wirklich waren. Dazu kam jetzt die plötz¬
liche schwere Erkrankung Blüchers, der infolge der furcht¬
baren Strapazen durch ein heftiges Fieber, das ihm zeit¬
weise die Besinnung raubte, darniedergeworfen war und
das Oberkommando in diesem Augenblick nur dem Nameu
nach führte. Seinem Generalstabschef Gneisenau aber
wollten sich die älteren Generale Jork und Bülow wie
auch Kleist nicht freiwillig unterordnen. Daher scheute
Gneisenau die Verantwortung einer neuen Schlacht mit
Napoleon. Hierfür wirkte noch der Gedanke mit, daß
er Preußen für den künftigen Friedensschluß für alle
Fälle ein starkes Heer erhalten wollte, damit es bei den
Verhandlungen seinen Neidern, England und Österreich,
gegenüber ein gewichtiges Wort mitsprechen könnte.
So zog Napoleon, nachdem er den 10. März über
*) Marmont, Mömoires II 132 f.