Friedrich Barbarossa.
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Geschlecht wandte sie dem Herzog Lothar von Sachsen zu. Um sich gegen die
mißvergnügten Hohenstaufen behaupten zu können, vermählte Lothar seine einzige
Tochter mit Heinrich dem Stolzen von Bayern und belehnte diesen auch mit dem
Herzogtum Sachsen. So wurde zwischen den beiden Familien, den Welfen in Bayern
und Sachsen und den Hohenstaufen in Schwaben und Franken, der Grund zu langem,
blutigem Zwist gelegt.
Die schwäbischen oder HoHensknufischen Kaiser.
Konrad III. Nach Lothars Tode erlangten die Hohenstaufen das Übergewicht,
indem Konrad III. von den deutschen Fürsten zum König gewählt wurde. Heinrich
der Stolze, der selber gern König geworden wäre, lieferte zwar die Reichskleinodien ab,
weigerte sich aber, eines seiner beiden Herzogtümer abzutreten. Er wurde hierauf
seiner beiden Herzogtümer verlustig erklärt, und es kam zum Krieg. Nach Heinrichs
Tode führte dessen Bruder Welf den Krieg noch zwei Jahre lang fort. Schließlich
kam zwischen dem Kaiser und den Welsen ein Ausgleich zu stände, indem der Sohn
Heinrichs des Stolzen, Heinrich der Löwe, dem Herzogtum Bayern entsagte, Sachsen
aber behielt.
Die Welagerung von Weinsberg. In diesem Kriege belagerte Kaiser Konrad die feste Stadt
Weinsberg in Schwaben, die von Welf von Bayern aufs tapferste verteidigt wurde. Erzürnt hatte der
Kaiser allen Verteidigern den Tod geschworen; nur den Weibern sollte mit ihrer kostbarsten Habe freier
Abzug gestattet fern. Als die Thore am folgenden Morgen sich öffneten, erschienen, wie die Sage meldet,
sämtliche Frauen und trugen als „kostbarstes Gut" ihre Männer auf dem Rücken. Die Umgebung Konrads
rief zwar, das sei nicht die Meinung des Vertrags, aber der Kaiser gewährte großmütig den Männern
Gnade mit den Worten: „Ein Kaiserwort soll man nicht drehen noch deuteln!" Hier soll zum erstenmal
der Schlachtruf gehört worden sein: „Hie Wels!" „Hie Waibling!"
17. Ariedrich Barbarossa (1152—90).
Person und Charakter. Nach seiner Rückkehr von dem erfolglosen zweiten
Kreuzzuge hatte Konrad III. seinen tapferen Neffen Friedrich. Herzog von Schwaben,
zu seinem Nachfolger empfohlen. Wegen seines rötlichen Bartes nannten ihn die Italiener
Barbarossa, und dieser Name blieb ihm fortan in
der Geschichte. Friedrich, von herrlicher Gestalt, durch
Einsicht, Frömmigkeit und jegliche Heldentngend aus¬
gezeichnet, hatte sich in seiner Regierung Karl den Großen
zum Vorbilde genommen. Sein Hauptbestreben war
darauf gerichtet, des Reiches Macht zu heben und das
kaiserliche Ansehen — namentlich in Italien — wieder¬
herzustellen. Um den unseligen Streit zwischen den
Welsen und Hohenstaufen auszugleichen, gab er Heinrich
dem Löwen das Herzogtum Bayern zurück. Nur die
Ostmark hatte er davon abgetrennt und zu einem selb¬
ständigen Herzogtum erhoben.
Friedrich und Italien. Nachdem Friedrich so in
Deutschland den Frieden gesichert hatte, zog er nach
Italien, wo die Verhältnisse sich gegen früher wesentlich
geändert hatten. Die lombardischen Städte, besonders
Mailand, waren zu Reichtum und Bildung gelangt.
Im Gefühle ihrer Kraft und im Besitz einer streit¬
baren Bürgermacht strebten sie nach Unabhängigkeit
und L-elbstregierung unter freigewählten Konsuln unb
Richtern. Sie kümmerten sich wenig um die kaiser¬
lichen Hoheitsrechte, zwangen die benachbarten Städte
zu einem Bunde und behandelten die Schwachen, die sich ihren Machtgeboten nicht
fügen wollten, mit Härte und Ungerechtigkeit. Diese Widerspenstigkeit trat schon auf
Friedrichs erstem Zuge zu Tage. Sie zu züchtigen, fehlte ihm aber eine genügende
Heeresmacht. Gleichsam als Warnung für die übrigen Städte zerstörte er deshalb
die mailändische Bundesstadt Tortona, dann ließ er sich in Pavia mit der eisernen
und in Rom mit der Kaiserkrone schmücken und trat den Rückzug an.