Full text: Ergänzungsheft für die Provinz Brandenburg (Erg.-H., [A, 7])

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gern der kaiserlichen Aufforderung und bestimmte Frankfurt a. O. zum 
Sitze einer Hochschule. Wegen seines frühen Todes erlebte er jedoch 
nicht mehr die Vollendung des Werkes. Erst 1506 wurde unter seinem 
Sohne Joachim I. die Universität feierlich eingeweiht. Gleichzeitig mit 
der Universität entstand in Frankfurt auch die erste Buchdruckerei. 
Die neue Hochschule nahm bald einen lebhaften Aufschwung. Einer 
ihrer ersten Schüler war Ulrich v. Hutten. Durch den hartnäckigen 
Widerstand, den die Universität längere Zeit hindurch der Reformation 
entgegensetzte, erlitt sie jedoch großen Nachteil. Der Rektor der Uni¬ 
versität ernannte Tetzel zum Doktor der Gottesgelahrtheit und gestattete, 
daß dieser Luthers Schriften auf einem Scheiterhaufen in Frankfurt ver¬ 
brenne. Darauf gingen die meisten Studenten nach Wittenberg. — 1811 
wurde die Universität Frankfurt mit der Universität Breslau vereinigt. 
Zu 59. Die Kirchentrennung in Brandenburg. 
1539. 
1. Die Lehre Luthers hatte auch in Brandenburg manchen An¬ 
hänger gefunden; aber zu einer Einführung derselben kam es zunächst 
nicht, weil Kurfürst Joachim I. der neuen Lehre feind war. Zwar 
hielt auch er eine Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern für 
notwendig, meinte jedoch, daß diese nur von dem Papst und dem 
Kaiser, den Fürsten und den Bischöfen ausgehen dürfe. Sein stolzes 
Fürstenbewußtsein empörte sich über „die Frechheit des Mönchleins", 
das gewaltige Strafpredigten gegen hohe Kirchenfürsten, auch gegen 
des Kurfürsten Bruder, den Erzbischof Albrecht von Magdeburg, wagte. 
Den Bauernkrieg sah Joachim gleichfalls als einen Beweis für die 
Gefährlichkeit der lutherischen Sehre an, und endlich verstimmte es ihn, 
daß die Universität Frankfurt, auf die er große Hoffnungen gesetzt 
hatte, immer spärlicher besucht wurde, die Wittenberger Hochschule da¬ 
gegen aufblühte. Dies alles bewirkte, daß der Kurfürst Joachim in 
Luthers Beginnen nur eine strafbare Auflehnung gegen die kirchliche 
und weltliche Gewalt erblickte. Dennoch konnte er es nicht verhindern, 
daß das Volk die evangelische Lehre in aller Stille aufnahm, daß. 
feine fromme Gemahlin Elisabeth eine heimliche Anhängerin Luthers 
wurde und andere Glieder des Hohenzolternhaufes sich gleichfalls der 
Reformation zuwandten. 
2. Joachim I. teilte gegen die Bestimmungen des Hausgesetzes 
sein Land unter seine beiden Sohne derart, daß Johann die Neumark 
und Kottbus, Joachim II. die übrige Mark und die Kurwürde erhielt. 
Johann führte bald nach seinem Regierungsantritte die Lehre Luthers 
in seinem Lande ein. Die Städte Kottbus und Züllichau gingen 
voran. 1537 waren große Teile des Landes evangelisch. Der Rat 
von Berlin und Coln bat im Anfange des Jahres 1539 den Kur¬ 
fürsten Joachim II. um Einführung des evangelischen Gottesdienstes. 
Joachim zögerte noch; denn er hoffte, daß ein deutsches Konzil die 
Kirche reformieren und ihre Einheit erhalten werde. Das geschah
	        
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