— 13 —
Standesherren bezahlten selber keine Steuern und erlaubten es
den Fürsten nur, wenn diese ihnen möglichst viel zu willen taten.
Friedrich Wilhelm machte es anders; er legte auf alle G e -
brauchsgegenstände eine Abgabe, die mußten die Verkäufer
auf einmal an die Steuerkafseu zahlen und durften sie dann im
kleinen von den Käufern wiedernehmen. Weil diefe Steuer durch
die Kaufleute in die Steuerkafseu fließt, heißt fie indirekte
Steuer. Jeder, auch die Standesherren, mußte diefe Steuer
zahlen. So wurde der Kurfürst allen feinen Untertanen auch ein
gerechter Herr.
6. Des Großen Kurfürsten Familienleben. Im Jahre 164b
verheiratete fich Friedrich Wilhelm mit einer Xochter feines Oheims
in Holland. Sie hieß Luise Henriette von Dramen und war sieben
Jahre jünger als der Kurfürst. Die Hochzeit wurde im Rheinland,
in der Stadt Kleve gefeiert. Lnife Henriette blieb aber noch drei
Jahre bei ihren Eltern, bis der Krieg zu Ende und in Brandenburg
die größte Kriegesnot beseitigt war.
Im Herbste des Jahres 1649 trat sie die Reise nach Berlin
an. Inzwischen war ihnen ein Söhnlein geboren. Schon unter¬
wegs bekam die Kurfürstin großes Herzeleid. Die Gegenden, durch
die sie fuhren, waren nicht fv fchön wie ihre Heimat; überall
konnte man noch die Spuren kriegerischer Verwüstung sehen.
Dazu war das Wetter schlecht, und das Kindlein wurde krank und
starb. Tieftraurig kam die Fürstin nach Berlin. Doch sie nahm
fich vor, ihrem Manne eine freundliche, gute Gattin und ihrem
Volke eine treue, fromme Landesmutter zu fein. Dieses Gelübde
hat sie lebenslang gehalten. Wenn es nur irgend anging, be¬
gleitete sie den Kurfürsten auf seinen Reisen, zn seinen Jagden, ja
selbst in den Krieg.
Der Kurfürst jagte am liebsten bei dem Dorfe Bötzow an
der Havel. Hier hatte er ein kleines Schloß, in dem er gerne ab¬
stieg. Dann ging's auf die Jagd. Die Kursürstin blieb zurück und
richtete mit der Dienerschaft das Essen zu. Kam die Jagdgesellschaft
wieder an, so sreute sie sich mit, wenn sie von ihren Abenteuern
erzählten.
Durch den öfteren Aufenthalt in Bötzow gewann Lnife
Henriette diefe Gegend immer lieber, zumal diefelbe in vielen
Stücken ihrer Heimat glich. Als der Kurfürst das merkte, ließ er
das Schloß nach ihren Wünschen einrichten und nannte es Oranien¬
burg. Denselben Namen erhielt dann auch das Dorf; es hat sich
nach und nach zu einer kleinen Stadt erweitert.
Die Kursürstin ließ Gärtner aus Holland kommen, die schöne
Gärten um das Schloß anlegten. In diesen Gärten wurden nach'
holländischem Muster feine Gemüfe, Obst, Blumen und auch die
ersten Kartoffeln gebaut Daneben wurde nach holländischer Weise
Viehzucht getrieben und wurden gute Wiesen zur Nahrung für das-