Johann Gottfried Herder.
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10. „Und willst, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir.
Soll Seuch' und Krankheit folgen dir."
11. Sie tät einen Schlag ihm auf sein Herz.
Noch nimmer fühlt' er solchen Schmerz.
12. Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd,
„Reit heim nun zu dein'm Fräulein wert."
13. Und als er kam vor Hauses Tür,
Seine Mutter zitternd stand dafür.
14. „Hör an, mein Sohn. sag an mir gleich,
Wie ist dein' Farbe blaß und bleich?"
15. „Und sollt' sie nicht sein blaß und bleich,
Ich traf in Erlenkönigs Reich."
16. „Hör an, mein Sohn, so lieb und traut.
Was soll ich nun sagen deiner Braut?"
17. Sagt ihr, ich sei im Wald zur Stund',
Zu proben da mein Pferd und Hund.
18. Frühmorgens, und als es Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.
19. Sie schenkten Met, sie schenkten Wein.
„Wo ist Herr Oluf, der Bräut'gam mein?"
20. „Herr Oluf, er ritt in Wald zur Stund',
Er probt allda sein Pferd und Hund."
21. Die Braut hob auf den Scharlach rot,
Da lag Herr Oluf, und er war tot.
94. Der Schiffer.
1. Der König sitzt in Dumferlin-
schloß.
Er trinkt blutroten Wein,
„O, wo treff' ich ein'n Segler an,
Dies Schiff zu segeln mein?"
2. Aus und sprach ein alter Ritter,
(Saß rechts an Königs Knie)
„Sir Patrik Spence ist der beste
. Segler,
Im ganzen Land allhie."
3. Der König schrieb ein'n breiten
Brief,
Versiegelt ihn mit seiner Hand
Und sandt' ihn zu Sir Patrik
Spence,
Der wohnt am Meeresstrand.
4. Die erste Zeil' Sir Patrik las,
Laut Lachen schlug er auf;
Die zweite Zeil' Sir Patrik las,
Eine Trän' ihm folgte drauf.