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Helm, wurde im Jahre 1620 zu Berlin geboren. Er erhielt eine
sorgfältige Erziehung und umfassende Bildung; das Lateinische
erlernte er wie seine Muttersprache. Besonders aber pflanzte ihm
seine Mutter eine aufrichtige religiöse Gesinnung ein, die ihn durch sein
ganzes Leben begleitet hat. „Gott meine Stärke", wurde später sein
Wahlspruch. Der junge Prinz lebte lange in dem einsamen Wald¬
schlosse Letzlingen in der Altmark, wo noch heute gern unser Kaiser
weilt, und sodann in der Festung Kitstrin; hier hatte er viel unter der
Härte böswilliger Diener zu leiden. So nahm er ein ernstes und
stilles Wesen an; er gewann aber auch früh eine Selbständigkeit,
die ihm in der Fremde gut zustatten kam.
Im Alter von fünfzehn Jahren wurde Friedrich Wilhelm zu
seiner weiteren Ausbildung nach Holland geschickt, das damals
durch seinen Handel viel mächtiger war als heute. Der Prinz bezog die
damals berühmte Hochschule in Leiden und studierte mit großem
Fleiße die Wissenschaften. Doch reifte er öfters nach der Hauptstadt
Haag; im Umgänge mit den dortigen hohen Beamten des Staates
lernte er, wie ein Land gut verwaltet wird, und es wurde ihm klar,
daß durch Tüchtigkeit und Arbeitsamkeit auch ein kleines Volk Großes
erreichen kann.
Einst, so wird erzählt, versuchten es vornehme junge Männer der
Hauptstadt, den Prinzen zu einer schwelgerischen Lebensweise zu
verführen. Doch mit Entschiedenheit wandte sich Friedrich Wilhelm
von den Versuchern ab und sprach: „Ich bin es meinen Eltern,
meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Er verließ sogleich die
Stadt und begab sich in das Kriegslager zu dem Prinzen von Dräniert.
Als dieser wackere Mann hörte, wie brav der Prinz gehandelt hatte,
sagte er zu ihm die schönen Worte: „Ihr habt einen herrlicheren
Sieg erfochten, als wenn ich eine Stadt erobert hätte. Habt ihr
das tun können, so werdet ihr auch noch mehr tun. Wer sich selbst
besiegen kann, der ist fähig zu großen Taten!"
3. Der Dreißigjährige Krieg. Im Alter von kaum zwanzig
Jahren trat Friedrich Wilhelm die Regierung an, 1640. Aber ach,
wie schrecklich sah es im Lande aus! Schon zwei Jahrzehnte lang
wütete in Deutschland ein fürchterlicher Krieg, das war der Dreißig¬
jährige, 1618-1648. Bald mischten sich auch fremde Völker, Schweden
und Franzosen, ein, und nun begann erst recht das Elend unseres
Vaterlandes. Der Krieg artete völlig in Raub und Plünderung aus.
Zuchtlose Söldnerscharen verwüsteten das flache Land, brannten
Städte und Dörfer nieder und verübten gegen die wehrlosen Be¬
wohner die schrecklichsten Grausamkeiten. Millionen von Menschen
gingen in den Greueln des Krieges zugrunde, und Deutschland war
fast eine Einöde geworden.