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immer über Geld verfügte. Er warb Söldner an, und ehe die
Union zu entschlossenem Handeln sich aufraffte, drang er donan-
abwärts rückend in Böhmen ein. Durch die Predigt eines Kar¬
melitermönches angefeuert, schlug sein Heer unter dem Grasen
Tilly die zusammengelaufenen Streitkräfte Friedrichs in der
Schlacht am Weißen Berge. Das nahe Prag schien ver- 1620
brat; fassungslos entfloh der arme „Winterkönig" mit seiner
Gemahlin Elisabeth, der stolzen Enkelin Maria Stuarts.
Ferdinand II. belegte ihn mit der Reichsacht. Über seine
Anhänger erging ein fürchterliches Strafgericht. Vielen wurde
vor der Hinrichtung die Hand abgehackt oder die Zunge aus-
gerissen. Die protestantischen Prediger wurden vertrieben, so¬
wie die Bergleute, welche die Kunst des Bergbaues auf die
Nordseite des Erzgebirges nach Sachsen übertrugen. Den Maje¬
stätsbrief zerschnitt Kaiser Ferdinand II. mit eigener Hand. Die
Union löste sich auf unter allgemeinem Hohne.
Entsetzlich büßte die blühende Pfalz den Fehltritt ihres
Fürsten. Links des Rheines hatten sich bereits die mit dem
Kaiser verbündeten Spanier festgesetzt, das rechtsrheinische Land
eroberte Maximilians Feldherr Tilly unter grimmigen Verhee¬
rungen. Markgraf Georg Friedrich von Baden-Dnrlach,
der einzige Fürst, welcher dem unglücklichen Lande helfen wollte,
erlag den Ligisten bei Wimpfen im Thäte; 400 Pforzheimei-
Bürger sollen durch freiwilligen Opfertod ihn gerettet haben.
Die kostbare Heidelberger Bibliothek schenkte Maximilian dem
Papste; 50 Frachtwagen schleppten das „Denkmal der besiegten
Ketzerei" über die Alpen./ .
Auf dem Regensburger^Fürstentag übertrug Ferdinand II. 1623
dem klugen Bayernherzoge zum Lohne für seinen Beistand die
Kurwürde nebst den rechtsrheinischen Landen Friedrichs V.,
Unter- und Oberpfalz. Die Gegenreformation schien auch in
Deutschland einem vollen Sieg entgegenzugehen.
2. W allenst ein.
Die beunruhigten Protestanten Norddeutschlands fanden in
dein neu erwählten „Kriegsobersten des niedersächsischen Kreises",
König Christian IV. von Dänemark, einen ehrgeizigen Führer.
Der junge König Karl I. von England, der „Winterkönigin"
Bruder, unterstützte ihn mit Geld und Mannschaft, und der
Bandenführer Graf Mansfeld, ein runzeliges Männlein mit einer
Hasenscharte, führte ihm seine wilden Scharen zu, die sich ver¬
heerend wie ein Henschreckenschwarm durch die Länder ergossen.