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sind noch überall zu finden. Im Südosten, in Altengland, sind an die
Stelle der Wälder vielfach herrliche weite Parkanlagen getreten, aus denen
sich stolze Schlösser und Herrenhäuser erheben, die Sitze des englischen
Adels, der Lords. In diesen Parks findet man wunderbar schön gepflegte,
samtartige Grasplätze, Gruppen mächtiger alter Bäume und herrlicher
Ziersträucher sowie südländischer Gewächse. (Klima!) Auch das satte
Grün der Ebene kann nirgends auf dem Erdball das Auge angenehmer
berühren als hier. Diese Gebiete werden von langsam fließenden Strömen
durchzogen und von prächtigen Viehherden belebt. Die Ackerflächen, welche
von Hecken und Baumreihen umgeben sind, ähneln Gärten. Und wenn
dem Beschauer auf ebener Fläche auch vielfach die weite Aussicht sehlt,
so einzigartige, reizvolle Landschaften wird er selten wiederfinden.
Das Gelände ist hier auch in seltener Weise abhängig von der geo-
logischen Beschaffenheit des Bodens. Es sind zudem alle geologischen
Schichten in großer Regelmäßigkeit vertreten, von den ältesten, z. B. der
Vorkohlenzeit (Kambrium, Silur und Devon in Wales), hinüber zu
den mittelzeitlichen (Trias, Jura, Kreide im mittleren Ostengland) bis
zu den jüngsten (Tertiärzeit im Londoner Becken — Diluvium an der
Themsemündung). In merkwürdiger Reihenfolge sind hier also die Forma-
tionen der Erde zu finden, und es darf uns daher nicht wundern, daß
gerade englische Gelehrte viel zum Aufbau der geologischen Wissenschaft
beigetragen haben. Die Tertiär-(Braunkohlen-)zeit hat dem Boden große
Vielgestaltigkeit verliehen. Auch die Eiszeit mit ihrer Gletschertätigkeit
hat mitgewirkt. Im Penninischen Gebirge ist die Kohlenzeit (das Karbon)
in einem Umfange wie nirgends mehr in Europa vertreten.
Das Penninische Gebirge bildet die Wasserscheide zwischen der Nord-
see und der Irischen See. Nach Osten fällt es zur fruchtbaren Ebene von
Jork sanft ab. Es hat abgerundete Formen (abtragende Kräfte — Denu¬
dation), viel Moorboden und Heideland, ist einförmig und waldlos. Hin
und wieder wird es von reizvollen Tälern durchzogen. Aber sein Reich-
tum an Steinkohlen und Eisen hat selbst in sonst öden Gebieten be-
deutende Stätten der Industrie aufblühen lassen. Es steht in Verbindung
mit dem Gebirge der Halbinsel von Eumberland (kömberländ), welches
an malerischen Tälern, schönen Seen und saftigen Wiesen reich ist.
Den Abschluß gegen Schottland bildet das Cheviotgebirge (tschkwiot)-
Auch dieses ist wenig bewaldet. Es wird viel zur Weide benutzt. Der
Senke zwischen dem Penninischen- und dem Cheviotgebirge folgt die Bahn-
linie von Carlisle (karleil) nach Newcaftle (njuMß'l).
Das Gebirgslaud von Wales (Kelten) erreicht seine größte Höhe
im Snowdon (ßnoden, 1100 m). Es ist besonders in seinem südlichen
Teile, nahe dem Bristol-Kanal, reich an Kohlen und Eisenerzen. Daher
finden sich hier bedeutende Hüttenwerke, Fabrik- und Handelsstädte und
wichtige Hafenplätze.
Die gebirgige Halbinsel Cornwall (körnuül), die eine mittlere Höhe