Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

Unter dem Verwände, Delos sei nicht sicher vor persischen 
Überfällen, verbrachte er die Bundeskasse nach Athen. Auf 
seinen Rat wurden die Bundesgenossen von jeder kriegerischen 
Hülseleistung entbunden und nur zu regelmäßigen Geldzahlungen 
verpflichtet. Dafür warb Athen die erforderlichen Söldner, und 
seine Flotte deckte den bnndesgenössischen Handel. Es war nicht 
mehr ein Bundesgenoß wie die anderen; es war die Hauptstadt 
des Bundes, dessen Glieder vor den attischen Gerichten die Ent¬ 
scheidung ihrer Streitigkeiten holten. 
L-o blühte der Fremdenverkehr auf und belebte den Handel 
und das Gewerbe Athens. Jeder fand Arbeit genug? Der 
Hafen Peiraieus, welchen ThemistokleS angelegt, wuchs zn 
einer geräuschvollen Handelsstadt heran; nach "Thracien und 
Italien wurden Kolonien entsendet. Allenthalben erhoben sich 
Prachtbauten von Marmor, der auf dem nahen Pentelikos ge¬ 
graben wurde; die Plätze füllten sich mit Standbildern, die 
Hallen mit Gemälden; die Erzeugnisse des attischen Kunst¬ 
gewerbes, namentlich der Kunsttöpferei, verführten athenische 
Kaufleute und Schiffer in alle bekannten Länder und brachten 
dafür die Ernten der ganzen Erde auf den Markt der Heimat¬ 
stadt. 
Die Tempel und öffentlichen Gebäude, welche die Perser 
zerstört, ließ Perikles schöner und größer wieder ausrichten. 
Sein Freund Pheidias, Bildhauer und Baumeister, Maler 
und Erzgießer, überwachte die Arbeiten. Der jungfräulichen 
Stadtgöltin Athena baute man auf der Akropolis den herrlich¬ 
sten aller Tempel, den Parthenon; eine Marmorhalle umgab 
ihn, Bildwerke in erhabener Arbeit schmückten die Giebel und 
die Friese der Wände; im Jnnenraum erhob sich Phidias' 
Meisterwerk, ein Standbild der Göttin: Gesicht, Arme und 
Hände von Elfenbein, das Gewand von lauterem Golde, über 
zwei Millionen Mark an Wert. Ein ehernes Athenabild desselben 
Meisters ragte neben dem Tempel empor; seine funkelnde Lanzen¬ 
spitze war das Wahrzeichen Athens, welches weithin den See¬ 
fahrer grüßte. Den Ausstieg aus den Burgfelsen krönten die 
Propyläen, eine aus mehreren Säulenstellungen gebildete Halle. 
Zu musikalischen Aufführungen diente in der Stadt der Rund¬ 
bau des Odeions mit seinen zahllosen Sänken und Bildwerken. 
Durch den täglichen Anblick dieser Schöpfungen wollte 
Perikles sein Volk erziehen, es besser und edler machen. Dem 
gleichen Zwecke war seine Anordnung gewidmet, daß den Bür¬ 
gern das Eintrittsgeld ins Theater aus der Staatskasse ver¬ 
gütet wurde. Denn die größte» Schauspieldichter des Altertums 
wirkten damals in Athen und lehrten das Volk an großen
	        
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