Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden (Teil 3)

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Verhältnisse des Urchristentums sollten erneuert werden; darum 
forderte er schmucklose Einfachheit der Kirchen und des Gottes¬ 
dienstes. Die Kirchenzucht übte Kalvin mit großer Strenge. Er starb 
im Jahre 1564. 
Kalvins Kirchenlehre verbreitete sich von Genf aus nach dem 
südlichen Deutschland, wo ihre Anhänger sich Reformierte 
nannten, nach Frankreich, England, Schottland und den Nieder¬ 
landen. 
Die Ausbreitung der Reformation. 
§ 158. Der Schmalkaldische Krieg, 1546—1547. Kaiser Karl 
hatte auf eine Beilegung der religiösen Wirren, die ihm sehr am 
Herzen lag, durch ein allgemeines Konzil gehofft. Als es in T r i 6 n t 
zusammentrat, verlangten die Protestanten, es solle diesseits der 
Alpen tagen. Jetzt beschloß Karl, den Widerstand der schmalkaldischen 
Fürsten mit Gewalt zu brechen. Luther selbst erlebte den Aus¬ 
bruch des Krieges nicht. Zweiundsechzig Jahre alt, verschied er am 
18. Februar 1546 in seiner Vaterstadt Eisleben. In der Schloßkirche 
zu Wittenberg, an der einst seine 95 Sätze zu lesen waren, bereitete 
man ihm die letzte Stätte. 
Die Häupter des Schmalkaldischen Bundes, Kurfürst Johann 
Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, 
wollten dem Kaiser zuvorkommen und begannen den Krieg in 
Schwaben. Der protestantische Herzog Moritz von Sachsen aber 
schloß sich an Karl an und fiel in das Land seines kurfürstlichen Vetters 
ein. Dieser eilte deshalb heim, und Süddeutschland unterwarf sich 
darauf dem Kaiser. 
Bei Mühlberg an der Elbe stieß der Kaiser selbst an einem 
Sonntage des Frühjahres 1547 auf den sächsischen Kurfürsten. Das 
Heer Johann Friedrichs wurde nach kurzem Kampfe zersprengt, er 
selbst auf der Flucht gefangen genommen. Karl zog in Wittenberg 
ein und übertrug die Kurwürde samt dem größten Teile des Kur¬ 
landes an Moritz. Der besiegte Fürst wurde in Haft gehalten, und 
der Landgraf von Hessen, der in Halle an der Saale kniefällig vor 
seinem kaiserlichen Herrn Abbitte tat, mußte wider Erwarten das 
Schicksal des Gefangenen teilen. 
§ 159. Das Augsburger „Interim", 1548. Des Kaisers Macht 
stand auf dem Gipfel. Er versuchte nunmehr, da sich die Kirchen¬ 
versammlung in die Länge zog, die kirchliche Frage vorläufig selb¬ 
ständig zu regeln. Mit großem kriegerischen Glanze erschien er zu 
einem Reichstage in Augsburg. Hier ließ Karl eine „Richtschnur 
des Glaubens" verkünden, die e i n st w e i l e n , bis zur Entscheidung
	        
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