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Das Mittelalter, das mittlere Weltalter zwischen A l t e r *
tum und Neuzeit, umfaßt etwa tausend Jahre. Man rechnet es
von dem Untergange des weströmischen Reiches, 476, bis zu den
großen Umwälzungen, die in der Zeit um 1500 sich in der Welt
ereignet haben.
Das morsch gewordene Römerreich wird abgelöst von der Herr¬
schaft der jugendkräftigen Germanen, und an die Stelle des
verkommenen Heidentums tritt allmählich das welterneuernde
Christentum: germanisch-deutsches Wesen und christliche Kirche
in ihrer Wechselwirkung geben dem Mittelalter sein Gepräge.
Erster Abschnitt.
Die germanische Zeit.
Die Völkerwanderung.
Von Mangel an Ackerland getrieben, brechen die Germanenvölker in
das Römerreich ein und gründen auf seinem Boden neue Staaten.
§ 1. Die Anfänge der Völkerwanderung. Wie war es doch mit
der Zeit anders geworden im römischen Reiche ! Seine Kraft schwand
dahin, und seine Grundfesten zitterten, denn der Staat war innerlich
morsch. Nur das Germanentum stützte noch den wankenden Bau.
Schon bestanden im dritten Jahrhundert die Legionen zum größten
Teil aus germanischen Söldnern. Die Nachkommen der Sieger in der
Varusschlacht umgaben die Person des Kaisers, schirmten als Keulen¬
träger das Kapitül und trugen als Senatoren die purpurgestreifte
Toga um ihre breiten Schultern. Das Römerreich wurde von den
Söhnen des Nordens gleichsam schon beherrscht, ehe sie es erobert
hatten. Daheim aber verschmolzen inzwischen die kleinen, nachbarlich
Voos-Zurbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil III. 1