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verehrten sie ihn. In seiner Hauptstadt Ravenna, die er mit noch
erhaltenen Bauwerken, namentlich einem gewaltigen Grabmale für
sich selber schmückte, starb er im Jahre 526.
§ 11. Der Untergang der Vandalen und Ostgoten. Ein Jahr
nach Theoderichs Tode bestieg den Kaiserthron des oströmischen
Reiches der junge I n st i n i ä rt. In dem ehrgeizigen Fürsten, der
die hochberühmte Sophienkirche, d. H. Kirche der göttlichen Weisheit,
in Konstantinopel gebaut und das „Römische Recht" zu einem großen
Gesetzbuche zusammengefaßt hat, reifte der große Plan, den ehemals
römischen Westen wieder zu erobern. Die Vandalen waren
inzwischen in dem heißen Klima und dem üppigen Leben Nord¬
afrikas völlig erschlafft. Gegen sie entsandte er seinen Feldherrn
B 6 l i s a r. Dieser schlug das Vandalenheer bei Karthago und schloß
den König G e l i m e r in einer Bergfeste ein?) Gefangen genommen,
endete der Vandalenfürst in Kleinasien, und sein Volk verschwand
wie unter einem Fluche aus der Geschichte.
Innere Wirren im O st gotenreich e boten dem Kaiser den
Borwand, seine Waffen auch gegen Italien zu richten. Belisar
landete im Süden, gewann in kühnem Anlaufe Neapel und Rom und
brachte durch List das feste Ravenna samt dem Gotenkönige in seine
Gewalt. Aber nun regte sich beispiellos die letzte Kraft des tapferen
germanischen Volkes. Unter dem neuen, heldenhaften Heerkönige
Tötila zogen die Gotenscharen siegend durch Italien. Rom fiel.
Aber in heißer Schlacht erlagen sie der Kriegskunst des oströmischen
Feldherrn N a r s e s. König Totila fand den Tod auf der Flucht.
Sein Nachfolger, der tapfere T e j a , führte die Reste des Goten¬
heeres am V e s u v bei Neapel in den letzten Kampf. Beim Wechseln
des Schildes durchbohrte den Helden ein feindlicher Speer, und seine
Krieger folgten ihm zum größten Teile in den Tod?) Zwei Jahre
später, 555, wurde Italien eine oströmische Provinz.
§ 12. Die Langobarden. Nur dreizehn Jahre dauerte die
oströmische Herrschaft in Italien. Dann erschienen von Ungarn her
Me Langobarden. In der weiten Ebene an der unteren Elbe
hatten sie einst ihre Heimat gehabt. Unter dem rauhen Könige
Alb o in oder Alwin, d. h. Elfenfreund, rückte das zahlreiche
Volk erobernd in Oberitalien ein, 568?) Es war der letzte Zug
der Völkerwanderung.
Von der festen Hauptstadt P a v ! a aus verbreiteten die Lango¬
bardenkönige ihre Herrschaft über ganz Mittelitalien und einen
x) Gedichte: ©tmtocE, „Drei Bitten." Kopis ch, „Gelinrer."
2) Gedichte: Dahn, „Die letzten Goten." Schanz, „Abzug der Goten."
— Vgl. Lohmeyers Wandbild „Die Gotenschlacht am Vesuv" (Berlin, Troitzsch).
3) Gedicht: Kopisch, „Alboin vor Ticlnunr."