Full text: Lehr- und Lesebuch für weibliche Sonntags- und Fortbildungsschulen

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Heil'ger Unschuld Himmelsfreude, 
reines Herzens heil'ge Lust, 
du, mein guter Engel, scheide 
nie, ach nie, aus meiner Brust! 
Daß ich wie ein Kindlein würde 
engelfroh und engelrein! 
Daß ich, frei von niedrer Bürde, 
nur mich rühmte, Kind zu sein! 
Was du Liebes mir gegeben, 
leg' ich, Herr, in deine Hut; 
Hab und Gut und Leib und Leben 
ruhn in deinen Händen gut; 
und so schließ' ich meine Werke, 
und so schlaf' ich betend einj 
du, Herr, wirst der Schwachen Stärke 
und im Schlaf ihr Hüter sein. 
Karl Georgi. 
Wohlthütigkeit. 
72. Mitgefühl. 
O geh dem Leid nicht aus dem Weg 
und klopfe gern an dunkle Kammern, 
darin die Stunden schleichen träg 
und wie zerbrochne Glocken jammern. 
Und liegt ein Herz im letzten Schmerz, 
und wacht in Not noch nachts ein Blinder, 
tritt ein, und gib dein ganzes Herz, 
und laß nicht ab, — das Leid wird linder. 
Tritt ein ins Haus wie Sonnenschein, 
der Rosen um die Stirn mag flechten, 
und laß, wie er, den Mondenschein 
als Trost zurück in langen Nächten. 
Und ringt dein Herz im Weltgewühl 
vergebens, Ruhe zu umklammern, 
und härmst du dich einsam auf dem Pfühl: 
Steh auf, und klopf an dunkle Kammern! 
Die Freude beut nie solchen Kranz, 
wie ihn das Leid*) vermag zu winden; 
„Mitleid.
	        
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