A. Mittelstufe. Bonifatius. 13
verstehen konnte. Aber die Friesen waren dem Christentum so feindlich ge-
sinnt, daß Bonifatius unterrichteter Sache in seine Heimat zurückkehren
mußte. Doch sein Eifer ließ ihm keine Ruhe. Wieder ging er nach Deutsch-
land, diesmal aber zu den Hessen und Thüringern. Bei ihnen fand er
eine günstigere Aufnahme; er predigte, lehrte und taufte viele Tausende.
Im Vertrauen auf Gott zerstörte er die heidnischen Opferaltäre und fällte
die heiligen Bäume, unter denen das Volk den Götzen opferte.
Bei dem Dorfe Geismar in Hessen fand Bonifatius eine uralte, sehr
große Eiche, die dem Donnergotte der Deutschen, dem Donar, geweiht war
und für unverletzlich galt. Bonifatius ergriff selber die Axt und half seinen
Begleitern, den Baum fällen. Entsetzt sahen die Heiden zu und erwarteten
jeden Augenblick, daß der Donnergott mit seinem Blitzstrahl die Frevler zu
Boden schlagen werde. Aber der Baum fiel, und Bonifatius und seine
Begleiter blieben unverletzt. Da erkannte das Volk die Ohnmacht seiner
Götter, sagte sich von ihnen los und ließ sich willig taufen. Bonifatius
aber erbaute aus dem Holze der Eiche eine christliche Kapelle.
c. Bonifatius wird oberster Bischof in Deutschland. Von jetzt an
gewann das Christentum im Herzen Deutschlands immer mehr Anhänger.
Um Bonifatius sammelte sich eine ganze Schar von Gehilfen aus England
und auch schon ans Deutschland. Diese Glaubensboten ertrugen willig jede
Entbehrung, scheuten keine Mühe, keine Gefahr. Wo nur die Lehre von
Jesu Eingang fand, da errichteten sie Kapellen, Kirchen und Klöster. Von
diesen Stätten aus drang die christliche Lehre immer weiter in die heidnischen
Gegenden vor. Der Papst ernannte Bonifatius zu feinem Stellvertreter in
Deutschland; als solcher setzte dieser in den bekehrten Gegenden mehrere
Bischöfe ein. Bonifatius war der oberste Bischof Deutschlands und nahm
seinen Wohnsitz in Mainz; daher ist es gekommen, daß die Erzbischöfe von
Mainz noch lange nachher das höchste Ansehen unter allen Geistlichen Deutsch-
lands genossen haben. Die Lieblingsstiftung des Bonifatius war das Kloster
Fulda im Hessenlande. Unter einem Schüler des Bonifatius erblühte dort
eine berühmte Schule für Geistliche; doch unterrichteten die fleißigen und
frommen Mönche auch Kinder, pflegten Kranke, teilten Almofen aus. schrieben
Bücher ab, beschäftigten sich mit der Baukunst und trieben Acker- und Gartenbau.
d. Der Märtyrertod des Bonifatius. Bonifatins fand in seiner Stel-
lnng als Erzbischof von Mainz keine Befriedigung. Er trachtete nicht nach
äußerem Glänze, nach Ehre und Macht; er wollte lieber seine Tage in
Entbehrungen und Gefahren, im Kampfe gegen das Heidentum beschließen.
„Laßt uns für den Herrn streiten!" sprach er zu seinen Gehilfen. „Laßt uns
für unfern Glauben sterben, wenn es Gott gefällt!" Daher entsagte er frei-
willig seiner erzbischöflichen Würde, ließ sich vom Papste einen Nachfolger
ernennen und beschloß, als siebzigjähriger Greis noch einmal zu den Friesen
zu gehen, um sie zu Christo zu bekehren. Voller Todesahnung befahl er,
daß man ihm außer den notwendigsten Büchern auch sein Leichentuch mit
einpacken solle. Dann bestieg er mit einer Anzahl geistlicher und weltlicher
Gefährten ein Schiff und fuhr den Rhein hinab. Seine Predigt unter den
Friesen schaffte viele Frucht; Tausende von Männern, Frauen und Kindern
wurden getauft. Eines Tages hatte Bonifatius auch viele Neubekehrte in