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Vierter Abschnitt.
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child is und des Maiordomus Aega. Pippin kehrt nach Austra-
sien zurück und nimmt wieder Teil an der ßeichsverwaltung".
Pippin stirbt. Sein Sohn Grimoald strebt nach der Maior-
domuswürde.
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Dagobertus profluvio ventris in Spinogelo (Epinay) villa super Sigona fluvio
nec procul a Parisius aegrotare coepit; exinde ad basilicam s. Dionysii a
suis defertur. Nachdem er hier dem Neus trier Aega die Obhut über seine
Gemahlin Nantechildis und seinen Sohn Clilodovech übertragen, starb er nach
wenig Tagen.1 — Post Dagoberti discessum filius suus Chlodoveus (II.)
sub tenera aetate regnum patris adscivit. Omnesque Leudes de Neuster et
Burgundia eum Massolaco villa (Maslay le vic bei Sens) sublimant in
regnum. Aega vero cum regina Nantechilde — regebat palatium. — Von
Aega heisst es Fred. 80: condig'üe palatium gubernat et regnum — genere
nobilis, opibus abundans, iustitiam sectans, eruditus in verbis, paratus in
xesponsis; tantummodo a pluribus blasphemabatur eo quod esset avaritiae
deditus. Facultates plurimorum, quae iussu Dagoberti in regno Burgundiae
et Neptrico inclite fuerant usurpatae et fisci ditionibus contra modum iusti-
tiae redactae, consilio Aeganis omnibus restaurantur. Auch Sigibert erhielt
durch seine Vermittelung den ihm zustehenden Anteil an Dagoberts [unter¬
lassenen Schätzen. Ebd. 85. Pippin war nach Dagoberts Tod mit den übrigen
austrasischen Grossen, die Dagobert bisher zurückgehalten hatte (p. 162 n. 1),
sogleich an Sigiberts Hof zurückgekehrt. Ebd. Pippinus cum Chuniberto sicut
et prius amicitiae cultu in invicem conlocati fuerant, et nuper [sicut et priusj
amicitia vehementer se firmiter perpetuo conservanda obligant omnesque leudes
Austrasiorum secum uterque prudenter et cum dulcedine attrahentes eos
benigne gubernantes eorum amicitiam constringunt semperque servant. Was
aus Adalgisel wird, bleibt unerwähnt, 640 erscheint er unter Sigiberts
Heerführern im Kriege gegen Radulf. S. zu 640b.
Ebd. Post vero anni circulum Pippinus moritur nec parvum dolorem
eiusdem transitus cunctis generavit in Auster, ex eo quod ab ipsispro
l) ^eber Münzen Dagoberts s. Soetbeer I, 609 f., Urkk. Pertz dipl. I, p. 14ff.
n. 12 — 17, spuria p. 135 ff. n. 18—53, vgl. Pard. n. 242. 245. 46. 47. 251. 268 — 71. 279,
meist Schenkungen oder Bestätigungen für kirchliche Institute, besonders das merovingische
Lieblingskloster S. Denis enthaltend. Unter Dagoberts I. Regierung ist wol die Redaction
der lex Baiuwariorum zu setzen. Dieselbe enthält neben nationalen Bestandteilen viele
dem alamannisuhen, westgothischen, vielleicht auch einzelne dem burgundischen Recht ent¬
lehnte Bestimmungen. Die einheimischen Bestandteile handeln von dem Wergeid des Herzogs
und der bevorzugten Geschlechter, von den Bussen für Körperverletzungen und Freiheits¬
schädigungen an Freien und Freigelassenen. Die fränkische Herrschaft und christliche Ein¬
richtungen (hierüber zu 694) werden überall vorausgesetzt. Die späteren Teile enthalten
einheimisches Gewohnheitsrecht, durch viele Bestimmungen fremder Volksrechte erweitert.
Die beiden ersten Titel (staatliche und kirchliche Verhältnisse, Abhängigkeit des bairischen
Herzogs vom fränkischen König), sollen nach Roth ‘über die Entstehung der lex B’
München 1848 und ‘zur Geschichte des bair. Volksrechts’ München 1869 (vgl. Merkel ‘das
bak. Volksrecht’ Archiv XI, 533 — 687. Stobbe I, 153 - 72 , Quitzmann ‘Rechtsver¬
fassung der Baiwaren’) erst zur Zeit Carl Martells hinzugefügt sein, eine Ansicht, gegeu
welche von AVaitz (Nachr. 1869 p. 119 ff. 227 ff.) die gewichtigsten Bedenken erhoben worden
smd. Nach ihm ‘sprechen innere und äussere Gründe gleichmässig dafür, die l.B. wie sie
vorliegt, als ein einheitliches Ganzes zu betrachten, bei dessen Aufstellung wohl eine ältere
Redaction benutzt sein kann, das auch einzelne Zusätze oder Veränderungen später erhalten