Full text: Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger (Abt. 1)

Vorgeschichte, c. 200—481. 25 
genösse des Aegidius gegen Westgothen (bei Orleans 463. Aegi¬ 
dius f, es folgt Syagrius 464) und Sachsen. Er beobachtet eine 
freundliche Haltung gegen die katholische Kirche. 
18. 19: Igitur Childericus Aurelianis (Orleans) pugnas egit,1 Adovacrius vero 
cum Saxonibus (schon damals als Seeräuber gefürchtet) Andegavos (Angers) 
venit. — Mortuus est autem Aegidius (464 Idat a. a. 0. 49) et reliquit filium, 
Syagrium nomine. Quo defuncto Adovacrius de Andegavo et aliis locis 
obsides accepit (s. zu 578). Britanni de Biturica (Bourges, wo 12,000 Briten 
unter ihrem König Riothimus von Anthemius zum Schutz der römischen 
Grenze angesiedelt waren. Jord. de reb. get. c. 45) a Gothis expulsi sunt, 
multis apud Dolensem vicum (Dole) peremptis. Paulus vero comes cum 
Romanis ac Francis Gothis bella intulit et praedas egit. Veniente vero 
Adovacrio Andegavis, Childericus rex sequenti die advenit interemtoque 
Paulo comite (natürlich im Kampf gegen die Sachsen) civitatem obtinuit 
(für die Römer, an fränkische Eroberung ist nicht zu denken). Greg. 19: 
His itaque gestis inter Saxones atque Romanos bellum gestum est; die 
Sachsen werden geschlagen, insulae eorum (die veneticae insulae an der 
Südküste der Bretagne nach Löbell 440; Andere, auch Junghans 16 n. 3 
haben an Inseln in der Loiremündung gedacht) — a Francis captae atque 
subversae sunt. •— Adovacrius cum Childerico foedus iniit Alamannosque qui 
partem Italiae pervaserant, subiugarunt. Diese Nachricht ist schwer zu 
erklären und zu fixieren (Petigny setzt das Ereignis 471 s. II, 232 ff. 243), 
vgl. Löbell 440f. Die Aenderung Alanosque (so Cointius, v. Wieters¬ 
heim IV, 450, Dahn I, 264 n. 5) beseitigt zwar nicht alle Schwierigkeiten, 
ist aber sehr naheliegend (s. p. 17 n. 1). 
Die vorliegenden Nachrichten zeigen ein enges Verhältnis Childerichs 
zu Rom, dessen Oberhoheit wenigstens dem Namen nach sicher noch bestand. 
Hiernach hat v. Sybel, Königt. 179 ff. angenommen, dass Childerich nur 
als römischer Parteigänger aufgekommen sei und seine Macht lediglich der 
Verbindung mit Rom verdanke (vgl. auch Petigny II, 240.355., Leo I, 
313 ff. 335 ff. u. a.).2 Dagegen macht Junghans 18 ff. (vgl. Waitz II, 48 f.) 
geltend, dass sich diese Annahme aus dem was wir von Childerich wissen, 
nicht erweisen lasse,3 dass Childerichs Stellung durchaus auf dem deutschen 
1) Vermutlich als Bundesgenosse des Aegidius gegen die Westgoten in der Schlacht bei 
Orleans, wo Fridrich, Bruder des westgoth. Königs Theoderich fiel, im J. 463. Marius bei 
Kone. II, 403, Idatius ebd. 47. Löbell 438, Junghans 13. 
2) Die Meinung, dass die Franken als Verbündete der Eömer nach Gallien gekommen 
und ihre Könige durch einen förmlichen Vertrag in die Rechte des 'Kaisertums eingetreten 
seien, bildet den Grundgedanken des vom Abbe Dubos (1734) aufgestellten Systems. Vgl. 
Thierry 48 ff. 
3) Mit Unrecht hat man besonders auf eine Stelle in der späten V. Genovefae (Bouq. 
III, 370) Gewicht gelegt: ne vinctos quos interemere cogitabat Genovefa abriperet, egrediens 
urbem Parisiorum portam elaudi praeceperat. Nach Bubos II, 478 f. hat Childerich als 
römischer magister militum in Paris Gericht gehalten. Aehnlich Petigny II, 238 ff. Doch 
ist dies durch nichts zu beweisen. Bückert I, 312 n. 5 sagt, es gehe aus der Stelle ‘mit 
unzweifelhafter Gewissheit’ hervor, dass die Stadt Paris in den Händen der Franken gewesen 
sei‘, v. Sybel 181 hält den Schluss, dass Childerich ebensowol der Machthaber über Paris 
als fränkischer König gewesen, für natürlicher als jede andere Interpretation. Etwas Zwin¬ 
gendes hat jedoch diese Folgerung sicher nicht, auch steht die Glaubwürdigkeit der Nachricht 
keineswegs ausser Frage.
	        
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