Full text: Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger (Abt. 1)

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Anhang zum ersten Abschnitt. 
causarum origines sollicite discuticndum tractandis de singulis iudicibus1 decre- 
verunt hoc modo. At ubi deo favente rex Francorum Chlodoveus torrens ct 
pulcher et primus recepit catholicam baptismi et quod minus in pacto habebatur 
idoneo per proconsolis (s. zu 507 d Anm., 511 a Anm.) regis Chlodovehi et Hildeberti 
et Chlotarii fuit lucidius emendatum. — Die ältesten Texte enthalten die sogen. 
Malbergischen Glossen, deutsche Worte mit dem Zusatz malb. oder mall., 
vollständig (vgl. tit. 46): ‘hoc est in mallobergo’ = ‘dass heisst an der Gericht¬ 
stätte, in der Gerichtsprache.’ Die Glossen finden sich vorzugsweise bei den 
Busssätzen und sollen das Wort angeben, mit welchem der Kläger, wenn er 
nicht durch einen Formfehler die Klage unwirksam machen wollte, vor Gericht 
die Bussforderung zu stellen hatte. So jetzt festgestellt durch Sohm 558 — 70. 
Auch Kern p. 3 hält die Glossen in den meisten Fällen für fränkische termini 
technici. Die Herleitung der Glossen wie der nichtlateinischen Worte des Textes 
aus dem Keltischen ist von Leo in mehreren Schriften (angef. bei Stobbe 51 
n. 91) versucht worden, doch hat Grimm (Vorrede zu Merkels l.s. und GDS.) 
den deutschen Ursprung zur Evidenz gebracht. Vgl. auch Kern, der p. 185 
zu dem Ergebnis kommt, dass die Sprache der salischen Franken, wie sie sich in 
den Glossen zeige, lautlich und grammatisch ungefähr auf derselben Stufe stehe, 
wie das Altsächsiche im Heliand. 
Verfassung und Zustände der salischen Franken nach der 1. s. 
in gedrängtem Ueberblick (Vgl. Waitz d. a. R. 97 —114. Die Citate aus der 
lex nach Merkel.): 
I. Bevölkerung und Lebensweise. Stände: a) Freie (ingenuus Fraü- 
cus, salicus Francus tit. XLI, 1; XIV, 2), Wergeid 200 solidi.2 (Der Ausdruck 
Wergeid3 begegnet in der lex nicht, dafür leodis, leudis [Lin] von leod, Volk, 
Volksgenosse. Grimm bei Merkel X und RA 652), im Kriege verdreifacht 
(LXIII de homine in oste occiso.) Das Recht zur Teilnahme an der Gemeinde, 
d. h. an den öffentlichen Rechten und Pflichten scheint nur auf persönlicher Frei¬ 
heit, nicht auf dem Grundbesitz beruht zu haben.4 Der Grundbesitz war wol 
nicht unbeschränkter Privatbesitz des Einzelnen (Waitz II, 32 n. 6); derselbe 
wurde nur an männliche Nachkommenschaft vererbt (LIX, 4), unter gleich¬ 
berechtigte Erben geteilt (ebd.) und konnte, wie es scheint, auch an fremde Erben 
1) Sohm 52 verbessert: iudiciis und erklärt de als Teilungsartikel, so dass de sing, 
iud. = singula iudicia. Ueber diesen Sprachgebrauch s. p. 89 n. 51. Der jüngere Prolog hat 
dem entsprechend: iudicium decreverunt. 
2) Der solidus ist die damalige Hauptmünze der Franken. Es ist der Goldsolidus Con¬ 
stantins I., von dem 72 auf ein Pfund Gold gehen. Die andere in der le^x erwähnte Münze ist 
der Silberdenar, 40 Denare werden einem solidus gleich gerechnet. Waitz ‘über die Münz¬ 
verhältnisse in den älteren Rechtsbüchern des fränk. Beichs’ Göttingen 1861. So et beer in 
den Forsch. I, 589 ff. S. p. 24 n. 3. , 
3) Wergeid ist nach Grimm ebd. 651 'der preis des erschlagenen mannes’; wer lat. vir, 
got. vair, altn. verr. Vgl. Gr aff I, 931. 
4) Letzteres ist die Annahme von Waitz (d. a. R. 116. 117. 124), die sich aber aus 
der lex selbst nicht sicher begründen lässt und der sowol die taciteischen wie die späteren 
fränkischen Verhältnisse zu widersprechen scheinen. Ygl. Sohm 333 ff.
	        
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