Periode der Reichsgründung und Eroberung. 481 — 561.
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500 Krieg mit Gundobad von Burgund. Schlacht bei Dijon.
men.1 Die Vermutung, dass ein Teil der Franken nach Chlodovechs Taufe
von ihm abgefallen sei (Fauriel II, 32, Petigny II, 418, Löbell 177,
Rettberg I, 275) ist bei ihrer inneren Wahrscheinlichkeit nicht so ‘wunder¬
lich’ wie Junghans 59 meint, wenn auch aus Hin cm. Y. Remigii Bouq.
Ul, 377 ein stricter Beweis nicht zu führen ist. Ueber die Rückwirkung des
Christentums auf Sitten und Anschauung des Volks vgl. besonders die treff-
lichen Ausführungen in Rückerts Culturgeschichte.
500 Marius2 Avent. Rone. II, 404: pugna facta est Divione inter Francos
et Burgundiones Godegeselo hoc dolose contra fratrem suum Gundobagaudum
machinante.3 In eo praelio Godegeselus cum suis adversus fratrem suum
cum Francis dimicavit (nach Gregors irrigem Bericht geht er erst in der
Schlacht zu Clilodovech über) et fugatum fratrem suum Gundobagaudum,
regnum ipsius paulisper obtinuit: et Gundob. Avinione latebram dedit (ver¬
barg sich). Greg. 32: Godegiselus vero obtenta victoria promissa Chlodo-
vecho aliqua parte regni sui (dies ist gewiss Vertragsbedingung gewesen)
cum pace discessit Viennamque triumphaus — ingreditur. Unhistorisch ist
Gregors weitere Erzählung, dass Chlod. den Gundobad in Avignon belagert,
die Belagerung in Folge einer List des Aridius, des Ratgebers Gundobads
aufgehoben und dem letzteren nur einen jährlichen Tribut auferlegt habe.
Chlod. ist jedenfalls bald nach der Schlacht bei Dijon in sein Reich zurück-
1) Auch nach Chlodovech hat das Christentum im Volke nur langsam Eaum gewonnen.
Die Menschenopfer im Heere Theudeberts I. in Italien (Proc. II, 25 S. zu 539) werden zwar
von Agathias den Alamannen zugeschrieben, doch sind sichere Spuren des Heidentums für
diese Zeit aus der Gegend von Trier bezeugt (Greg. VIII, 15), ebenso bei Cöln zurZeit Theu¬
derichs I. (Greg V. patr. c. 6), einen Heidentempel der Franken verbrennt Radegundis auf der
Reise von Thüringen ins Frankenland (V. Radeg. s. zu 531 a), in Neustrien wurde durch ein
Decret Childeberts I. das Heidentum abgeschafft (LL. I, 1: Credimus hoc •—- ad salutem populi
pertinere, si populus christianus relicta idolorum cultura deo — pure deservire debea-
mus), in Austrasien, besonders am unteren Rhein und Maas erhielt sich heidnischer Cult noch
bis über Dagoberts I. Zeit hinaus (s. zu 626). Vgl. Rettberg I, 285 ff. 299 f., Friedrich
II, 86 ff., Roth Ew. 65 f., Waitz Vfg. II, 85 n. 1.
2) Hauptquelle ist Marius, der aus gleichzeitigen burgundischen Annalen schöpft (vgl.
Binding 274 ff.), seinen Bericht hat Gregor II, 32. 33 bis ins Einzelne benutzt (von Bin¬
ding 155 f. treffend nachgewiesen) und nach der Volksüberlieferung paraphrasiert, doch muss
er ausserdem noch einer anderen Quelle gefolgt sein und zwar nicht blos über die Einnahme
von Vienne, wie Binding annimmt, denn auch c. 32 enthält einiges Historische, was von
Marius unabhängig ist. Ganz auf Gregor beruht die hist, epitom. 22 ff., wertlos sind die
Abweichungen der gesta 16. Von Wichtigkeit ist die collatio episcoporum Bouq. IV, 99, d. b.
der Bericht über das im Herbst 499 zu Lyon abgehaltene Religionsgespräch zwischen den
katholischen und arianischen Bischöfen Burgunds. Procops Darstellung (b. g. I, 12. vgl. 13, 4)
betrifft augenscheinlich den Krieg von 523 (Junghans 72 n. 1, Binding 155).
3) Ein Bündnis zwischen Godegisel und Chlodovech gegen Gundobad war im Herbst
499 abgeschlossen oder angebahnt, der Krieg von Chlodovech bereits erklärt. Dies beweisen
Gundobads Worte an die Bischöfe, coll. episc. a a. O. 100 A: si vestra fides est vera, quare
episcopi vestri non impediunt regem Francorum qui mihi bellum indixit et se cum inimicis
meis sociavit ut me destruerent und ebd. 101 C: multa locutus est contra Francorum regem
quem dicebat sollicitare fratrem suum contra se. Es scheint, dass Godegisel bei der Reichs¬
teilung nach Gundioks Tode benachteiligt sich um so eher von Chlodovech für den beabsich¬
tigten Angriff auf Burgund habe gewinnen lassen. S. Binding 144, Junghans 73. Bei
Gregor 32 ist es Godegisel, der Chlodovechs Hülfe anspricht: si mihi ad persequendum fratrem
meum praebueris solatium, ut eum bello interficere aut de regno eicere possim, tributum tibi,
quäle tu ipse velis iniungere, annis singulis dissolvam.