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Zweiter Abschnitt.
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Chlodovech beruft das erste fränkische Concil nach Orleans.
Er stirbt zu Paris.® Teilung des Reichs unter seine Söhne
am mittelländischen Meere, das spätere Septimanien mit der Hauptstadt Nar-
bonne blieb durch Theoderich dem westgothischen Reich erhalten. Burgund
gewann nichts, verlor sogar Avignon an Theoderich (Binding n. 737).
h) Greg. 40: Cum autem Chlod. rex apud Parisius moraretur, misit clam
ad filium Sigiberti (des Ripuarierkönigs), dicens: Ecce pater tuus senuit, et
pede debili claudicat (s. 496a). Si ille, inquit, moreretur, recte tibi cum ami-
citia nostra regnum illius redderetur. Darauf hin lässt Chloderich seinen Vater
morden, wird dann aber selbst durch Chlodovechs Abgesandte hinterlistig
erschlagen. Hierauf erscheint Chlodovech bei den Ripuariern, beteuert seine
Unschuld und fügt hinzu: Sed quia haec evenerunt — convertimini ad me,
ut sub mea sitis defensione. At illi ista audientes, plaudentes tarn parmis
quam vocibus eum clypeo evectum1 super se regem constituunt. Regnumque
Sigiberti acceptum cum thesauris (über die Wichtigkeit des Schatzes Waitz
II, 137 n. 4) ipsos quoque suae ditioni adscivit. Prosternebat enim (hier
nur Uebergangspartikel, wie autem) quotidie deus hostes eius sub manu ipsius
et augebat regnum eius, eo quod ambularet recto corde coram eo et faceret
quae placita erant in oculis eius.2 — König Chararich (Greg. 41) wird wegen
seiner zweideutigen Haltung im Kriege gegen Syagrius (s. zu 486) von Chlod.
nebst seinem Sohne erst gefangen gesetzt und geschoren, hernach getödtet.
Der Chlod. blutsverwandte König Rachnachar von Cambray (Greg. 42) wird
mit Waffengewalt angegriffen, gefangen und mit seinem Bruder Richar von
Chlodovech selbst erschlagen. Ein dritter Bruder Rignomir fällt auf Chlodo¬
vechs Befehl. Interfectisque et aliis multis regibus vel parentibus suis primis,
de quibus zelum liabebat, ne ei regnum auferrent, regnum suum per totas
Gallias dilatavit. Hernach klagt er arglistig über Vereinsamung. Die gesta 18
erzählen nur von Rachnacbars Fall, die hist. epit. 27. 28. gibt kurze Auszüge.
Gregors Bericht trägt deutlich die Spuren der poetisch ausgebildeten Volks¬
überlieferung, enthält aber gewiss die wesentlichsten Züge des historischen
Hergangs. Zweifelhaft ist die Chronologie dieser Ereignisse, welche sicher
nicht erst in Chlodovechs letzten Jahren stattgefunden haben. Am frühesten
mag die Erwerbung der unabhängigen salischen Herrschaften erfolgt sein,3
wol erst nach dem Westgothenkrieg die Ripuariens. Vgl. Junghans 117.
Für Gregors Anordnung Bornhak 248 n. 3.
a) Greg. II, 43: His ita transactis, apud Parisius obiit sepultusque in
basilica s. apostolorum, quam cum Chrotechilde regina ipse construxerat.
Migravit autem post vocladense bellum anno quinto. Fueruntque dies regni
eius XXX anni, aetas tota XLV anni. Dass Chi. in der zweiten Hälfte des
1) Ueber die Schilderhebung Grimm RA 234., Waitz I, 251. 299. II, 123. Sie fand
bei den Merovingern nur statt, wenn die Herrschaft nicht nach Erbrecht angetreten wurde.
2) Vgl. über diese oft falsch beurteilte Bemerkung Gregors Löbell 214: ‘Gregor
sah in Chlodowigs Bekehrung den Samen des Heils für unzählige lebende und kommende
Geschlechter und glaubte sie ebendarum als eine Tat betrachten zu dürfen, gegen die alles
andere Gute und Böse in den Hintergrund tritt.’ Ungeschickt ist nur die biblische Einklei¬
dung des Gedankens.
3) Doch nicht vor dem Sturz des Syagrius wie Giesebrecht will, wenigstens herrscht
Rachnachar nach V. Remigii Bouq. III, 37 7 noch zur Zeit von Chlodovechs Uebertritt zum
Christentum. Dies lässt auch Junghans unberücksichtigt.