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Anhang.
unter allen Umständen die Verbindung. Wollten die Söhne des Vassallen in
das Beneficium des Yaters eintreten, so bedurfte es einer Kommendation der¬
selben an den Yerleiher; andererseits hiug es von dem Erben des Verleihers ab,
ob er die von dem Erblasser abgesclilossenen Lelmsverträge anerkennen oder
aufheben wollte.1 Yon Zeit zu Zeit hatten sich diejenigen Vassallen, welche
nicht in der unmittelbaren Umgebung ihrer Herren lebten, vor diesen einzu¬
finden; die Placita der Grafen bez. die Beichsversammlungen gaben dazu die
beste Gelegenheit.2 Wiederholt ist ferner von den Königen eingeschärft worden,
dafs das Lelmsgut in gutem Zustande erhalten werden müsse,3 nicht zur Ver¬
besserung des Eigengutes ausgebeutet,4 noch weniger in Eigengut verwandelt
werden dürfe;5 auch Verkauf, Verschenkung oder sonstige Veräufserung des
Beneficiums war verboten;6 dagegen war dem Beliehenen gestattet, das Benefi¬
cium selbst wieder an andere auszuleihen.7 Übrigens blieb die Verleihung zu
Beneficium nicht auf Land beschränkt, sondern die verschiedenartigsten Gegen¬
stände konnten in dieser Form ausgetliau werden: Kirchen und Klöster mit
ihren Besitzungen imd Einkünften, Forstrechte und Fischereien, Zinsen und
andere Abgaben, unter Karls Nachfolgern auch Ämter, vor allem Grafschaften.0
Fortdauernde Vernachlässigung des Beneficiums, Nichtbeachtung der Bedingungen,
unter denen es verliehen war, ward mit Entziehung des Lehens bestraft.9
Der Immunitätsbegriff der merowingischen und karolingischen Zeit deckt
sich nicht mit dem römischen. Denn bei den Immunitätsprivilegien der Mero¬
winger und Karolinger handelt es sich nicht sowohl um die Freiheit von Ab¬
gaben imd Leistungen, welche bei den Römern mit dem AVorte immunitas
1) S. die Belege bei Waitz IV, 267 f.
2) Vgl. Waitz IV, 275.
3) Pippini cap. aquit. (768) c. 5 Leg. S. II, I, 43: Quieumque nostrum beneficium habet, bene ibi labo-
ret et condirgat; capit. aquisgr. (801 — 813) c. 4 a. a. 0. 171: Ut hi, qui beneficium nostrum habent, bene illud
inmeliorare in omni re studeant. Die Königsboten hatten sich über den Zustand der in ihrem Sendbezirk befind¬
lichen königlichen Benefizien zu unterrichten.
4) Cap. miss. gen. (802) c. 6 a. a. 0. 93: Ut beneficium dornni imperatoris desertare nemo audeat, pro-
priam suam esdiide construere.
5) Capit. a misso cognita facta (803—813) c. 3 a. a. 0. 146: Qui beneficium d. imperatoris et aecclesia-
rum dei .habet, nihil exinde ducat in suam hereditatem, nt ipsum beneficium destruatur.
6) Capit. miss. Niumagae dat. (806) c. 7 a. a. 0. 131: Audivimus, quod aliqui reddunt beneficium nostrum
ad alios homines in proprietatem et in ipso placito dato pretio conparant ipsas res iterum sibi in alodem: quod
omnino cavendum est, quia, qui hoc faciunt, non bene custodiunt fidem, quam nobis promissam habent.
7) Vgl. Waitz IV, 210.
8) Vgl. Waitz IV, 211 ff.
9) Hlud. Pii cap. per se srib. (818/819) c. 3 Leg. S. II, I, 287: Quieumque suum beneficium occasione
proprii desertum habuerit et intra annum, postquam ei a comite vel misso nostro notum factum fuerit, illud
emendatum non habuerit, ipsum beneficium amittat. Karl d. Gr. sah in der Zerstörung des Beneficiums Bruch
des Treueides, s. o. n. 6. Waitz III, 304 n. 2.
2. Die Immunität,